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78 Werner, Ioh. Ludw. Freyh. v.
Fürsten - Erzbischofs v. Dalberg, dem Weibbischofe v. Kolborn,
zum Priester geweiht. Es war Ende August 1314, als W. zu Wien,
wohin er sich von Aschaffen bürg begab, ankam. W. fand den Con-
greß versammelt. Er ward ohne sein Zuthun zum Predigen aufgefor-
dert. Seitdem hat W. den Winter über in Wien, den Sommer über
in andern Provinzen der k. k. Erbstaaten (in Ungarn, Steyermark,
Venedig) und bey seiner Art und Weise, stets bey lebhaft getheilten Ur-
theilen seiner Zuhörer gepredigt. Einmahl nur seitdem hat W. ein volles
Jahr, vom Frühling 1816 bis dahin 1817 in Podolien, im russi-
schen Antheil Polens, bey der Familie des Orafen Choloniews-
ki zugebracht. Durch seinen edlen Freund und Beschützer, den jener
Familie angehörigen Grafen Nicol. Grocholski, Vicegouverneur
zu Kamieniec in Podolien, bey ihr eingeführt, ward W. durch den
Bischof v. Mackiewicz und das alte bischöfliche Cathedralcapitel da,
selbst, im Frühlinge 1317 zum Ehrendomherrn besagten Capitels er-
nannt. Seitdem privatisirte und predigte W. wieder in Wien als
Weltgeistlicher, seir 1821 ats Redemprorist. Die Eigenthümlichkeit der
W.'schen Predigten beruht auf seiner vielleicht paradox scheinenden Über-
zeugung, daß, btzy der Anzahl von Eompendien über die Ästhetik und Ho-
miletik, diese als kunstgerecht doch fast mehr noch als jene unter die from-
men Wünsche gehört, und daß bey der Menge theolog. Hülfswissenschaf-
ten man ebenfalls auch wohl auf dem sattsam beackerten Boden der
Moral- und Pastoraltheologie ein Stück Brachfeld der practischen An-
thropologie einräumen könnte. Nachdem W. aus dem Redemptoristen-
Orden getreten, starb erden 17. Jan. 1323 in Wien, berühmt als
Dichter wie als Kanzelredner. W.'s Schriften sind: Gedichte, Königs«
berg 1739. — Die Söhne des Thales, ein dramatisches Gedicht, 2
Thle. Berlin 1803—4; 3. Aufl. eb. 1323. — Das Kreuz an der Ost-
see, Trauersp. eb. 1306. — Martin Luther, oder die Weide der Kraft,
Tragödie, eb. 1307. — Attila, König derHunnen, romantische Tragödie,
eb. 1809.—Wanda, Königinn der Sarmaten, romantische Tragö-
die, Tübingen 1310. —Klagen um seine Königinn Louise von Preußen,
Rom (Berlin) 1810.—Kriegslied für die zum heil. Kriege verbündeten
Heere, Frankfurt 1813. — Die Weihe der Unkraft, eb. 1314.
— Tedeum zur Feyer der Einnahme von Paris, eb. 1314. —
Der vier und zwanzigste Februar, Tragödie, Leipzig 1315, 2. Aufi.
eb. 1819. — Die heil. Kunigunde, römisch - deutsche Kaiserinn, ein
romantisches Schauspiel, eb. 1315. — Geistliche Übungen für 2 Ta-
ge, Wien 1318. — Die Mutter der Makkabäer, Tragödie, eb.
1820. — Zwey Gelegenheitspredigten, wovon eine am Feste des heil.
Augustin gehalten wurde, sind zu Wien, und mehrere Gedichte in
verschiedenenAlmanachen: Aglaja, Hormay r'sTaschenbuch, Erichso n's
Musenalmanach, Veith's Balsaminen erschienen. Mehreres hinterließ
W. handschriftlich. Nachgelassene Predigte^ von ih<n gehalten 1314—
16, sind zu Wien 1835 herausgekommen.
Werner, Ioh. Ludw. Freyh. v., k. k. wirkl. geh. Rath und
Präsident der k. k. Hofcommission in Iustizgesetzsachen, war geboren zu
Trier den 13. Nov. 1759, wo er auch feine Studien zurücklegte.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie