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halten, hatte W. auch als Palatin mit Widerwärtigkeiten des K r i ^s
zu kämpfen. Auf diesem Landtage drang der Kaiser darauf, daH die
Stände bey den sehr großen Gefahren, in welchen das Reich schwebte,
bey Zeiten darauf bedacht seyn sollten, sich in guten Vertheidigungs-
stand zu setzen, wenn allenfalls ein Krieg mit den Türken ausbrechen
sollte. Allein die eoangel. Stände wollten so lange von den königl. Pro-
Positionen nichts hören, bis der König ihre Religionsangelegenheitett
und Prioatbeschwerden beachtet hätte. Darüber geriethen die kathol.
und evangel. Stände in große Streitigkeiten, mit welchen die Zeit un-
benützt verstrich. Der Palatin that hier was seiner Pflicht gemäß war.
Er gab sich unsägliche Mühe, die entzweyten Gemüther zu vereinigen,
und beschwor die Stände, sie sollten doch dem Wunsche des Königs
nachkommen, der ohnehin nur ihre eigens Wohlfahrt betrifft, und die
Berathschlagung über die Mittel zur Sicherheit des Reichs, ihven.Pri-
vatvortheilen vorziehen. Dieses sein unverdrossenes Bestreben uw. die
Sache des Königs und des Vaterlandes schien auch dießmahl eine Ver-
geltung zu sinden, denn noch während des Landtags, am 15. Iuny
schlug ihn der Kaiser (im Nahmen Phi l ipp's IV. von Spanien) zum
Ritter des goldenen Vließes. — 1663 kam es zwischen der Pforte
und dem Kaiser zum Kriege, und Leopold ließ durch den Pala-
tin ein allgemeines Aufgeboth ausschreiben > worauf sich auch wirk-
lich bey 20,000 Mann Insurrectionstruvpen einfanden, über welche
der Palatin den Oberbefehl hatte. — Nach dem Verlust von Neu-
häusel wollte der Kaiser dem Feinde einen andern Damm entgegen-
setzen, und ließ 1665 die Festung Leopoldstadt erbauen. Den er-
sten Grundstein zu dieser regelmäßigen Festung legte W. in Gegenwart
des Hofkanzlers Scelepcsenyi , des Marschalls Souches, und
mehrerer Magnaten. — Bis Hieher hatte W. als ein treuer Unterthan
dem Kaiser sowohl im Felde als im Cabinete gedient, und seine ganze
Lebenszeit mit den biedersten und redlichsten Handlungen ausgefüllt;
aber 1667 besteckte er seine rühmlich geschrittene Bahn mit einer ver-
rätherischen Handlung. Noch 1665 versammelten sich verschiedene ungar.
Magnaten unter dem Scheine ihrer Gesundheit zu pflegen, in dem Tren-
eslner Bade, 2 Jahre darauf aber unter einem andern Vorwande zu
Neu so hl. In diesen Versammlungen entwarfen sie einen Plan zu
einem gefährlichen Bürgerkriege, mit dem Entschlüsse, das; sie ihre Be-
schwerden dem kaiserl. Hofe noch einmahl vorstellen, und im Falle sol-
chen nicht abgeholfen würde, sich nach dem Decrete Königs AndreasI I .
selbst Recht verschaffen wollten. W. ließ sich von einer fälschverständenen
Vaterlandsliebe hinreißen, und war schwach genug, den sträflichen
Vorschlägen der Mißvergnügten Gehör zu geben, wozu ihn besonders
auch seine Gattinn aneiferte. — Doch bald nachher, als er die Sache
kaltblütiger überlegte, bereute erden Schritt, den er gethan; er hatte
die Auszeichnungen noch nicht vergessen, die er von dem österr. Kaiser-
hause erhielt, und ging wirklich mit dem Gedanken um, diese Ver-
schwörung dem Kaiser zu entdecken, allein da W. diese Entdeckung noch
immer aufschob, hinderte ihn eine schwere Krankheit gänzlich daran>
in welcher er zuDeutsch-Liptsche am 2?>. März 1667 starb«
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie