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W i e n .
mit dem Districtual-Berqgerichte befindet. In der Stadt
sind eine Hauvt- und eine Mädchenschule. Die kerübmten unerschöpf-
lichen Ste'in>'aliwerke lie en unmittelbar unter der Stadt. Sie erstre-
cken siä) von Osten nach Westen über 9/500 und von Süden nach Norden
über 3,600 Fuß ; ihre größte Tiefe betragt 1,2?0 Fusi. Das Salzlager,
der Sage nach von einem Hirten, Nahmens Wiel iczk, ^250 ent-
deckt und bald darauf eröffnet, wird unter einander in 5 Stockwerken
(hier Conttgnattonen genannt) bearbeitet. In den beyden obern Stock-
werken baut man auf Grünsalz, in den 3 untern auf Szybikersalz. 13
Taqschachre, über denen qrösiere und kleinere Huthäuser stehen, führen in
die Gruben, unter welchen der Lezno, in den eine Wendeltreppe von
470 aus Eichenholz verfertigten Stufen 200 Fusi in die Tiefe hinab-
fa'brt/ der Tagschacht D anielowic lals Hauptschacht), der Ianina-
schacht und der Wodd a G6ra, die bemerkenswerthesten sind. Diegro-
ßen Strecken oder Kammern, gebildet durch die Ausarbeitung des Sal-
zes, werden entweder durch taubes Oebirge oder Kothsalz :c. gefüllt,
oder zu Salzmaqazinen, Fasibinderwerkliatten, Pferdeställen u. dgl.
verwendet. In allen diesen Strecken und Kammern herrscht die größte
Trockenheit, die w weit aebt, dasi es in den in Salz gearbeiteten selbst
staubt. Etwa 60 bis 70 Kammern, durch ibre Größe vor den übrigen
ausgezeichnet, werden vorzüglich von den Fremden, die das Berqwerß
befahren, besucht. Am sebenswenhesten sind davon: Die große Halle,
die einem kolossalen gothischen Saale sehr ähnlich sieht, mit schlanken
Säulen und Laubwerk, und in der Mitte mit einem grosien 20 Fuß im
Durchmesser laltenden Kronleuchter verziert; der noch grösiere soge-
nannte Tan;saal, durch einen kolossalen ö'sterr. Adler, Transparente,
auf Salztafeln aema t^e Bilder und mehrere aus Salztafeln verfertigte
Kronleuchter geschmückt und ben allen größeren Festlichkeiten zum Ver-
sammlungs- oder Tanzsaase dienend, wobey er, gehörig beleuchtet,
einen im höchsten Grade imposanten Eindruck macht, und man sich in
einen mächtigen unterirdischen Feenvalast versetzt glaubt; die St. An-
tonscapette, im gothischen Style aus Salz ausgehauen, mit einem Al-
tare und mehreren lebensgroßen Bildsaulen; die kleine Corporis-Christi-
Capelle; eine kleinere, geschmackvoll gewölbte Halle, in welcher ein
Salzobelisk mit einer sinnreichen lateinischen Inschrift in vergoldeten
Lettern aufqerichtet ist. In den Gruben sind aucl)14bis lßWasserbecken,
von denen 4 durch Nachen zugänglich sind. Durch die Wieliczlaer Gru-
ben werden 5 bis 600 Arbeiter beschäftigt. Man unterscheidet sie nach
der Beschaffenheit ibrer Arbeiten in Bandhauer, die geübtesten, welche
in den untern Stockwerken oder da, wo sicl) die Salzmassen am mach-
tigsten zeigen, arbeiten; Streckenhauer, die nur neue Strecken eroffnen
. und fortführen; Formalhauer, welche m den obersten Stockwerken das
Sal; aufhauen; und Eisenhauer, welche mit ihren Spitzhauen die un-
reinsten Salzstöcke ausarbeiten.
N)ien, die Haupt- und Residenzstadt des össerr. Kaisertkums;
Hauptstadt von Osterreich unter der Enns und des Erzherzogthums Öster-
reich: im V U. W. W. — Geschichte. Über das Alter und die erste
Entstehung W.'s hat man keine zuvorl^ssixen Nachrichten. Als noch un-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie