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den Pallisaden der Festung entfernt, angelegt werden. l686 wurde der
Stern mit dem Halbmonde, welcher seit 1591 aufder Spitze des Stepbans-
thurmes zu sehen war, herabgenommen und durch ein spanisches Kreuz
ersetzt. 1688 wurde durch Vorsorge des niederösterr. Statthalters I oh .
Q u i n t i n Grafen v. Jörg er die Stadt W. zum ersten Mahle Nachts
mit Laternen beleuchtei, auch durch denselben die Feuerloschordnung,
Marktordnung und Rumorwache (später Polizey) eingeführt. 1693 be-
gann der Bau eines großen Armenhauses in der Alservorstadt, wo sich
jetzt das allgemeine Krankenhaus befindet, 1679 wurde die Dreyfaltig-
keitssä'ule auf dem Graben aufgerichtet, 1693 kam der große Czar,
Peter I. nach W., und hielt sich daselbst an 2 Monathe auf. Das.
selbe Jahr kamen die ersten Piaristen nach W. 169l herrschte neuer-
dings eine pestartige Seuche in W. , die jedoch nur von kurzer Dauer
war. 1700 wurde der sogenannte Heilthuinstuhl, der die Stephans«
kirche mit der Brandstatte verband, weggekrochen, auch wurde in dem«
selben Jahre die alte Peterskirche abgebrochen und der Bau der jetzigen
begonnen. 1704 entstand die Wiener Bank, welche bey dem 1700 aus-
gebrochenen spanischen Erbfolgekriege dem Staate die wichtigsten Dienste
leistete. 1704 brach in Ungarn abermahls eine Empörung unter der
Anführung des siebenbürgischen Fürsten Franz Rakoczy aus, dessen
Anhanger bis gegen die Vorstädte von W. streiften, und sie in Brand
zu legen drohten. Der Kaiser ließ daher auch die Vorstädte mit einem
hohen Walle und einem breiten tiefen Graben umfassen, welcher aber
erst 1730 mit Ziegeln ausgemauert wurde, und noch heut zu Tage un-
ter dem Nahmen, die Linie (oder der Liniengraben) besteht. Am 5. May
1705 starb L eopold I . , welchem sein Sohn Joseph I. in der Re«
gierung folgte, der aber kurz vor seinem Tode (1711) die Regierung
der sämmtlichen Erbreiche, bis zur Ankunft seines Bruders Car l aus
Spanien, seiner Mutter übergab. Car l hatte indessen seine Abreise
aus Spanien möglichst beschleunigt, und kam noch im nähmlichen Jahre
in Frankfurt an, wo er zum römischen Kaiser erwählt, und unter dem
Nahmen Car l V I . gekr.nt wurde. Der Regierungsperiode dieses Kunst-
freundes hat W. mehrere der herrlichsten Gebäude zu verdanken, so
z. B. das schöne Gebäude der Hofbibliothek, die Winterreitschule, das
Gebäude der sogenannten Reichskanzler), die St. Carlskirche, den kais.
Marstall, das Schloß Sch önbrun n u. a. m. 1713 brach neuerdings
die Pest in Osterreich und W. aus, welcher nur nach bedeutenden Ver»
heerungen ein Ziel gesetzt wurde (s. Pestseuchen). 1717 stiftete Kaiser
Joseph's I. Witwe, Amal ie Wi lhe lm in e, das Kloster der Sa-
lesianernonnen am Rennweg; 1718 legte Car l V I . die erste Inge-
nieurschule in W. aNz; 1733 wurde auf das Ansuchen des Kaisers das
Bisthum W. von Papst Innocenz X I I l . zum Erzbistum erhoben.
Nach Carl 's V I . Tode (l740) war der habsburgisch - österreichische
Mannssiamm erloschen, und dessen Tochter M a r i a Theresia, ver-
mählt mit dem Herzoge Fr anz.S tephan von Lothringen (dahervon
jetzt an das lothringisch- österreichische Haus beginnt), bestieg den Thron
von Osterreich, und Tberesiens Gemahl, derHerzog von Lothringen
und Großherzog von Toscana, wurde in Fran kfur t unter dem Nah-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie