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mit den in Rom üblichen Ceremonien das Hochamt. Nach diesem Hoch.
amte fubr der Papst auf den Hof, bestieg den dortigen an der Pfarrkir-
che besindlichen Balcon, und theilte von demselben dem versammelten
Volke seinen Segen au-v Am 22. April, nachdem Pius alle Merk-
würdigkeiten W.'s besehen hatte, reiste er wieder von hier ab. DerKai-
ser und der Erzherzog Maxim i l ian begleiteten ihn bis nach Maria-
brunn, woselbst dann diese erhabenen 3 Personen von einander den
rührendsten Abschied nahmen. 1732 sing Kaiser Joseph I I . an, die
vielen enrbehr'ichen Mönchs- und Nonnenklöster/ kleineren Kirchen und
Capellen aufzuleben,, machte 1733 eine neue Pfarreintheilung, sowohl
für die Stadt als auch für die Vorstädte, und verwendete die aufgeho-
benen Klostergebäude größtentheils zum öffentl. Staat^gedrauche. Darun-
ter waren: 1) Das Königskloster, an dessen Stelle nun der von dem Freyh.
v. S ina erkaufte grafl. F ries'sche Palast am Iosephsplatze, dann die
evangel. Bethhäuser beyder Confessionen sammt den dazu errichteten Schu-
len sich befinden, und wodurch die untere Brennerstraße, welche vorher nur
bis andasKonigsklosterqing, bis zum Iosephsplatze verlängert wurde. 2)
DaS Kloster und die Kirche zu St . Nicolaus in der Grünangergasse,
statt welchem Privathäuser erbaut wurden, und wodurch das Nicolaigaß-
chen entstand. 3) Das Kloster zu S t . Joseph, auch bey den 7 Büchern
genannt, welches nun zu einem Untersuchungs- und Straforte für po-
litische Vergehungen verwendet, und allgemein das Polizeyhaus ge-
nannt wird. 4) Das Kloster der Iacoberinnen, in welchem sich nun
die Ämter des k. k. Tabak- und Stempelgefalls befinden. Auf dem
Platze der Kirche wurde der fürstl. Paar'sche Palast mit der Fronte in
die Wollzeil erbaut. 5) Die Kirche und das Kloster der Lauren^erinnen.
Dieses Gebäude wurde spater ganz umgebaut, und ist nun für Kanzleyen
derHofkriegs ' und andererHofbuchhastungen, des Bücher - Revisionsam-
tes, der Linzer Wollenzeugfabriks - Niederlage :c. bestimmt. 6) Das Klo-
ster und die Kirche der Minoriten hinter dem Landhause. Das Kloster-
gebäude wurde für die k. k. niederösterr. Landesregierung bestimmt, die
Kirche aber. ohnehin schon von ältern Zeiten her die wälsche Kir-
che genannt, wurde den Italienern als Nationalkirche überlassen.
7) Die Kirche und das Kloster zur Himmelsvforte; diese Gegend ist
jetzt durchaus mit Prioathäusern verbaut, und zwischen der Weihburg-
und Himmelpfortgasse, durch die Rauhensteingasse und das Ballgäsichen
in verschiedene Bezirke abgetheilt. 8) Das Annakloster, welches 1770
die Jesuiten im Besitze hatten, nach deren Aufhebung aber für die
Normalschule und die Akademie der bildenden Künste verwendet wurde.
9) Das Dorotheerkloster und die Kirche wurde theils zu Privathäusern,
theils zum k. k. Versatzamte verwendet, und bildet nun die Neuburger-,
Planken- und Dorotheergasse. 1733 fand eine neue zweckmäßigere Ein-
theilung sämmtlicher Pfarrbezirke in der Stadt und den Vorstädten
Statt, und die sogenannten geistlichen Bruderschaften wurden aufge-
hoben, wofür das Armeninstitut eingeführt ward. Dasselbe Jahr wurde
die seit 100 Jahren Statt gehabte Procession zum Andenken der Be-
freyung W.'s von den Türken 1633 zum letzten Mahle abgehalten,
auch wurden den Protestanten eigene Bethhäuser eröffnet, und der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie