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Tabula 16.
Der gemeine Kellerhals.
Daphne Mezereum.
The Mezereon.
Garou, ou bois gentil.
Wird in Österreich und den meisten nördlichen europäischen Ländern an feuchten und
Schattigen Stellen in dichten gebirgigen Waldungen angetroffen, wo er vor dem aus-
brechenden Laube im März, oft schon im Hornung blühet. Die Blumen verbreiten einen von
weitem angenehmen, in der Nähe aber den Kopf einnehmenden Geruch. Die Blütezeit dauert
ungefähr drei Wochen, und die Beeren Fig. a. zeitigen im Juli; sie haben, wie die übrigen
Teile dieses Strauches, zerrieben einen widrigen Geruch, erregen im Munde heftiges Brennen,
und äußerlich aufgelegt ziehen sie Blasen.
Der Genuss, vorzüglich der Beeren verursacht Erbrechen, Schmerzen und Entzündungen der
Eingeweide, in einiger Menge genossen aber den Tod ; ein Umstand, der diese Pflanze an
Orten gefährlich macht, wo Kinder durch die schöne Korallenröte der Früchte zu ihrem
Genuss verleitet werden könnten, demungeachtet bedienen sich betrügerische Leute
derselben dem schwachen Branntwein und Essig mehr Scharfe zu geben. Der innere
Gebrauch des Absudes dieser Pflanze in arthritischen Zufällen ist von den Sachkundigen
schon längst als gefährlich und verwerflich anerkannt; dagegen ist das zerschnittene
junge Holz, mit einem Zusätze von Kampfer in Branntwein digeriert, ein gewöhnliches
Hausmittel zum äußeren Gebrauch, bei verjährten Gichtschmerzen, unter dem Landvolke.
Nach dem Zeugnisse des R. von Linne find sechs dieser Beeren hinlänglich einen Wolf zu töten,
und man bedient sich derselben in den nördlichen Ländern zu diesem Zwecke, indem man sie
mit gehacktem Fleisch vermischt auf dem Schnee zerstreuet.
Der reichliche Stoff zu Wachs und Honig locket zwar die Bienen an; Gleditsch hat aber die
Schädlichkeit dieses Frühlingsfutters bewiesen, wenn sie sich lange davon allein nähren
müssen; der Frühlingssafran, und die männliche Pappelweide find reichhaltigere,
und unschädlichere Bienenpflanzen im ersten Frühling, so wie alle, pag. 11 u. angezeigte
frühblühende Gewächse, auch für die Bienenzucht wichtig sind.
In seinem natürlichen Standorte wird er kaum einen Fuß hoch, und treibet schwache
Stämme. Im guten feuchten Boden, im dunkeln Schatten hoher Bäume ist er fähig eine
ansehnliche Stärke, und eine Höhe von 12 bis 16 Fuß zu erlangen. Er wird durch Samen
Fig. c., durch Ableger, und durch abgeschnittene Zweige leicht vermehrt. Die, aus Samen
gezogenen Stämme haben jedoch den Vorzug; die Verpflanzung ist wegen der frühen Blüte
am sichersten im Herbste, und je jünger die Setzlinge sind, desto leichter Schlagen sie an.
Die Früchte der Abart mit weißen Blumen sind gelb, wann sie zeitigen, und nebst dieser ist
noch eine andere Spielart mit geschecktem Laube bekannt.
Österreichs allgemeine Baumzucht
Abbildungen in- und ausländischer Bäume und Sträucher, deren Anpflanzung in Österreich möglich und nützlich ist
- Titel
- Österreichs allgemeine Baumzucht
- Untertitel
- Abbildungen in- und ausländischer Bäume und Sträucher, deren Anpflanzung in Österreich möglich und nützlich ist
- Autor
- Franz Schmidt
- Verlag
- kaiserlich königlich privilegirten Ignaz Albertischen Buchdruckerei
- Ort
- Wien
- Datum
- 1792
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 25.5 x 40.5 cm
- Seiten
- 104
- Schlagwörter
- Flora, Pflanzen
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie