Seite - 47 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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Arbeitsmarkt, also jenem, der durch niedrigere Löhne charakterisiert wird.
Diese können weiter sinken, wenn das Angebot an Migrantinnen steigt.
Einfluss von Seiten der Regierung ist nicht möglich, da die Steuerung auf-
grund des Bedarfs der „modernen postindustriellen Ökonomie" [Massey,
Graem 1993, 444] erfolgt.
2.2.4 ökologischer und systemtheoretischer Ansatz
Die ökologischen Ansätze basieren, so wie die makroökonomischen Ansät-
ze, auf einer Gleichgewichtsidee, jedoch stehen vor allem nicht ökonomi-
sche Faktoren im Vordergrund. Eine mögliche makrosoziologische Perspek-
tive dieses Ansatzes liefert die Unterscheidung zwischen vier Dimensionen:
Bevölkerung - die wiederum unterteilt wird in Standort, Größe, soziale
Zusammensetzung und räumliche Verteilung -, Organisation, Technologie
und Umwelt. Diese Dimensionen stehen in einer funktionalen Beziehung
zueinander und bilden einen ökologischen Komplex. Migration wird als
,,demographische Reaktion" [Wagner 1989, 28) gesehen, die aufgrund ei-
nes Ungleichgewichtszustandes zwischen der Größe der Bevölkerung und
der ökonomischen Organisation entsteht. Ungleichgewichtszustände kön-
nen unter anderem auf Produktionssteigerungen zurückgeführt werden. An
diesem Ansatz werden vor allem die unzureichende Präzisierung der „Bezie-
hungen zwischen den Dimensionen" [Wagner 1989, 29) und die fehlende
Systematisierung kritisiert. [vgl. Wagner 1989, 28f.]
Die Systemtheorie sieht den Grund für Migration in der Struktur des welt-
weiten kapitalistischen Wirtschaftssystems. Regionen haben sich dabei zu
einem kapitalistischen Wirtschaftssystem entwickelt, in dem drei Zonen er-
kennbar sind: das entwickelte Zentrum, die rückständige Peripherie und die
Zwischenzone, deren wirtschaftliche Bedeutung jedoch gering ist. Dadurch
wird in der Literatur vom „Zentrum-Peripherie-Model/" gesprochen. [vgl.
Han 2006, 210) Globalisierung findet im Zentrum statt und zieht Migration
aus den Peripherien an. Damit folgt Migration nicht den Lohnraten oder
Arbeitslosenquoten, sondern vielmehr der Dynamik der globalen Ökono-
mie. [vgl. Massey, Graem 1993, 447; Haug 2000, 4f.] Ausgegangen wird
dabei meist von der Theorie Immanuel Wallersteins [1974), der eine „Ein-
führung in die wirtschaftliche Weltsystemtheorie" [Han 2006, 211) vor-
gelegt hat. Dieser Ansatz analysiert die Krise des Feudalismus im 14. und
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien