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4. DIE FRÜHEN ERWERBUNGEN AB 1785 71
und zaristischen Truppen, aber auch türkischer Sultane und Großwesire so-
wie die wichtigsten Ereignisse vom Beginn des Feldzuges bis zu dem von
den Russen erfochtenen Sieg über die türkische Flotte am 28 Juni. Von die-
sen Hauptmomenten waren sowohl eine bildliche Darstellung als auch eine
Karte der Gegend, wo diese stattfanden, zu erstehen. Der Käufer erhalte
so laut Löschenkohl die Gelegenheit, nicht nur die Aktion selbst, sondern
auch den Plan, „welches vorzüglich einen Offizier interessirt“, und die „Por-
traits der Helden, die sich vorzüglich hervorgethan haben“, zu studieren.187
Als Beweise für die Authentizität der Darstellungen führte Löschenkohl an,
die beiden Blätter „Aussicht von türkisch Dubiza“188, welche die Grenzstadt
einmal vom türkischen Lager und einmal vom kaiserlichen Lager aus zei-
gen, stammen nach einer „sehr richtigen Zeichnung“, die er „aus dem La-
ger selbst erhielt“. Der Anmarsch des Großwesirs mit der türkischen Armee
wiederum sei „nach einer getreuen Abbildung“, die er „von Mr. Morache
[erhielt], der diesen Zug im April selbst ansah“.189 Erzherzog Franz kehrte
am 11. November 1788 vom Türkenfeldzug nach Wien zurück. Am 29. No-
vember 1788 gelangten fünfundneunzig Pläne, Ansichten und Porträts des
Türkenkrieges aus der Werkstatt Löschenkohls in seine Sammlung, darun-
ter Darstellungen von Orten und Kriegsereignissen, denen er noch wenige
Wochen zuvor als Augenzeuge beigewohnt hatte.190
4.1.1. Zur Zusammensetzung der frühen Porträterwerbungen
War unter den Grafikerwerbungen der ersten drei Jahre das Porträt als
Genre also noch in der Minderheit und scheint auf den Rechnungen der
Kunsthändler nur sporadisch auf, lassen sich ab dem Jahr 1788 zunehmend
Lieferungen nachweisen, die ausschließlich Porträtstiche zum Inhalt hat-
ten. Unter den umfangreichen Ankäufen der nun folgenden Jahre, die in den
monatlichen Kammerrechnungen fortlaufend dokumentiert sind, lässt sich
eine allmähliche Hinwendung zur Porträtgrafik als eigenes Sammelgebiet
feststellen. Die Belege, die durch ihre detaillierte Aufstellung der veräußer-
ten Posten meist eine eindeutige Identifizierung angekaufter Blätter ermög-
lichen, stellen wertvolle Quellen für die Rekonstruktion der Ursprünge der
187 Ebenda.
188 Wien Museum, Inv. Nr. 86.623 bzw. 86.624.
189 Bei einigen Blättern scheint als Zeichner der damalige Hauptmann Josef Christian Au-
racher von Aurach auf, ab 1802 Professor der Kriegswissenschaft an der Theresianischen
Militärakademie. Vgl. Witzmann (1978), S. 19.
190 Die Motive der einzelnen Blätter sind auf der Rechnung angeführt: ÖStA, HHStA, Hand-
archiv Kaiser Franz 2, 29. November 1788.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur