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4. DIE FRÜHEN ERWERBUNGEN AB 1785 83
In den handschriftlichen Geschäftsinventaren der 1780er-Jahre, die sich
im Firmenarchiv erhalten haben, sind diese Blätter als „Ritratti del nostro
fondo“ ausgewiesen. Die Inventarbücher lassen in etwa nachvollziehen, in
welchen Auflagen die im Auftrag der Firma entstandenen Porträtstiche ge-
druckt wurden. So waren im Jahr 1784 von einem Bildnis des Kardinals Józ-
sef Batthyány 145 Abdrucke vorrätig,233 von dem 1781 entstandenen Porträt
der russischen Großfürstin von Johann Ernst Mansfeld befanden sich 1787
noch 54 Exemplare im Magazin auf dem Kohlmarkt.234
Ende 1792 erschien ein gedruckter Katalog, in dem die in Eigenverlag
publizierten und zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Porträtstiche vollzählig
aufgeführt sind.235 Die Bildnisse sind dort in vier Formate unterteilt: „grand
re[g]al fol.“, „dits in folio“, „autres portraits graves en differentes manieres“
und „differents petits portraits gravés au burin in 8vo“. Analog zu den unter-
schiedlichen Formaten lässt sich eine hierarchische Abstufung nach Rang
und Stand der dargestellten Personen feststellen. So handelt es sich bei den
zwei einzigen Blättern in Großfolio – Schabkunstblätter von Johann Peter
Pichler nach Giovanni Battista Lampi zu je 6 fl. das Stück – um ganzfigu-
rige Porträts des Kaisers und seines Staatskanzlers Kaunitz im Ornat des
Ordens vom Goldenen Vließ. Unter den Dargestellten in Folioformat zum
Preis von 3 fl. je Blatt finden sich neben Angehörigen des Kaiserhauses wie
Joseph II., Leopold II. und dessen Gemahlin Maria Ludovika auch deren
Neffe Ferdinand IV. von Neapel-Sizilien sowie die regierenden Könige von
Frankeich und Polen nebst einigen Feldherren wie Józef Poniatowski oder
Gideon Ernst von Laudon. Erst in der nächstfolgenden Abteilung, den „aut-
res portraits graves en differentes manieres“, welche Blätter in Punktierma-
nier und Schabkunst enthält, finden sich neben Angehörigen des Kaiserhau-
ses und des Adels auch Vertreter des Bürgertums: Der Leibarzt Josephs II.,
Johann Alexander Brambilla, der Astronom Maximilian Hell, der Dichter
Pietro Metastasio und der Maler Heinrich Friedrich Füger. Zuletzt folgt
die bereits erwähnte Porträtsammlung in Oktavformat, die zu einem über-
wiegenden Teil aus Arbeiten von Johann Ernst und Johann (Joseph) Georg
Mansfeld sowie Jakob Adam besteht. Unter den Notabilitäten im kleinsten
233 Geschäftsinventar Nr. 3 der Jahre 1780–1784, Wienbibliothek, Handschriftensammlung,
Ic 163861.
234 Geschäftsinventar Nr. 4 der Jahre 1784–1787, Wienbibliothek, Handschriftensammlung,
Ic 86012.
235 Catalogue des Estampes et Cartes geographiques du Fonds d’Artaria et Compagnie et
qui se trouvent dans leur Magasin sur le Kohlmarkt Nro. 1181 a Vienne, verm. 1792, Wi-
enbibliothek, Druckschriftensammlung, A 86808. Die Datierung des Katalogs lässt sich
aufgrund eines darin enthaltenen Blattes von Sebastian Mansfeld ableiten, welches die
Krönung Kaiser Franz’ II. zum König von Ungarn in Ofen am 6. Juni 1792 darstellt.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur