Seite - 105 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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4. DIE FRÜHEN ERWERBUNGEN AB 1785 105
ist signiert mit „i. B. SKall fec.“.333 Sie zeigt die Kaiserin als junge Frau mit
offenem, lockigem Haar in einem hellen, hochtaillierten Kleid mit Umhang
um die linke Schulter und einem Lorbeerkranz in der herabhängenden rech-
ten Hand in einer Parklandschaft auf einen schlafenden Genius zutretend
und mit der Linken dessen Arm berührend. Laute, Zirkel und Winkelmaß
und Schriftrolle unterhalb eines Globus weisen ihn als Genius der Künste
aus. Bei der Wahl des Motivs bediente sich Skall eines Bildnisses der Köni-
gin Charlotte von Großbritannien und Irland von Angelika Kauffmann, das
durch ein 1772 veröffentlichtes Mezzotinto von Thomas Burke334 Bekannt-
heit erlangt hatte. Skall übernahm das Motiv zur Gänze und verlängerte
die Figur etwas nach unten. Anstelle der Königskrone unterhalb der Vor-
hangdraperie sitzt bei Skall ein römischer Krieger, der mit der rechten Hand
eine über die Schulter gelegte Keule hält.
Vier Jahre später wurde Skall als Kanzleidirektor ins Oberststallmeister-
amt übersetzt und am 14. Juni 1815 zum k. k. niederösterreichischen Regie-
rungsrat ernannt. Er starb am 1. März 1832 im 59. Lebensjahr in Wien.
4.2.2 Das geplante Porträtwerk Skalls
1799 suchte Skall beim Kaiser um die Erlaubnis an, einzelne Bildnisse aus
dessen Porträtsammlung von namhaften Künstlern nachstechen zu lassen
und in einem mehrbändigen Porträtwerk öffentlich herauszugeben, wozu
ihm Kaiser Franz die Genehmigung erteilte.
Das monumentale Fortsetzungswerk mit dem Titel „Biographien und
Bildnisse merkwürdiger Generale, Admirale und Staatsmänner. Aus der
Privat-Sammlung Sr. Röm. k.k. Apostol. Majestät“ sollte je erscheinendem
Band 25 Porträts berühmter Feldherren und Staatsmänner aus verschiede-
nen Nationen und Zeiten enthalten, welchen kurze Schilderungen ihrer Cha-
raktere und Taten, die Skall selbst verfasste, gegenübergestellt waren. Jedes
Jahr sollten ein bis zwei Bände erscheinen, für den ersten Band waren un-
ter anderen Bildnisse und Kurzbiografien von Moritz von Oranien-Nassau,
Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich, Josef Wenzel Fürst von Liech-
tenstein, Guido Graf von Starhemberg, Gideon Ernst Freiherr von Loudon
oder der Kardinäle Klesl, Alberoni und Jiménez geplant. Um die Exklusivi-
tät des auf Velinpapier gedruckten und in Maroquin gebundenen Werkes zu
unterstreichen, sollten von jeder Platte nur 200 Abdrücke gemacht werden,
bevor diese dann „in Gegenwart eines hiezu angesuchten k.k. Commisairs“,
333 ÖNB, BAG, Pk 500,123.
334 London, National Portrait Gallery, Inv. Nr. NPG D21301.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur