Seite - 179 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄTSTICHSAMMLUNGEN 179
etwa in München gleich beim Eingang der Kunstkammer ein „buechcasten“, in
dem gedruckte Kunstbücher, Codices, Grafikfolgen und Klebebände mit Kup-
ferstichen unterschiedlicher Formate nebeneinander „stehend und liegend“
aufbewahrt wurden.561 Umgekehrt wurden in der Ambraser Sammlung Ein-
blattdrucke auch in den Schubladen der Bibliothek aufbewahrt, wie aus dem
Verlassenschaftsinventar des Erzherzogs Ferdinand von Tirol hervorgeht.562
Die verbreitetste Erscheinungsform druckgrafischer Porträts in den fürst-
lichen Kunstkammern bildeten die gedruckten Porträtwerke des 16. Jahr-
hunderts. Bildnisvitenbücher mit den Porträts römischer Kaiser, Päpste,
Könige, Fürsten, Gelehrter und anderer „Viri illustres“ finden sich in allen
vier Inventaren angeführt. Einzelporträts hingegen wurden zumeist als ge-
bundene Serien aufbewahrt.563 So stößt man in den Verzeichnissen immer
wieder auf Einträge, die auf individuell zusammengestellte Klebealben hin-
weisen, in denen Einzelporträts thematisch zu geschlossenen Serien zusam-
mengefasst wurden. Im Fall der Ambraser Kunstkammer haben sich derar-
tige „Porträtstichbände“ bis heute erhalten.564
Die Dresdner Kunstkammer entstand im dritten Viertel des 16. Jahrhun-
derts und wurde im Westflügel des Dresdner Residenzschlosses in sieben
Räumen des dritten Obergeschoßes eingerichtet.565 Nachweislich befanden
561 Diemer (2004), S. 48.
562 ÖNB, HAD, Cod.8228, fol. 644r „[…] in ainer schubladen allerlai kupferstich, ain guete
anzal“. Zit. nach Boeheim (1889), S. IV.
563 Die Münchner Kunstkammer verfügte auch über eine Lose-Blatt-Grafiksammlung, die in
Schubladen untergebracht war. Der Anteil der Porträts innerhalb dieser Sammlung lässt
sich heute nicht mehr feststellen.
564 Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv. Nr. KK_6634 bzw. KK_6635.
565 Ein Grundriss der Kunstkammer im Dresdner Schloss (um 1615) aus dem Staatsarchiv
Dresden ist abgebildet in: Heres (1991), S. 41. Zu den Grafikbeständen der Dresdner
Kunstkammer vgl. die ausführliche Arbeit von Christien Melzer (2010).
Abb. 45: Ansicht von Dresden, Mitte 17. Jahrhundert
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur