Seite - 183 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄTSTICHSAMMLUNGEN 183
wurde. Die verlässlichste Quelle bildet heute das in zwei Handschriften in
der Bayerischen Staatsbibliothek überlieferte, von Johann Baptist Fickler
aufgenommene Inventar von 1598.587
Wie in Dresden wurden auch in München Handschriften und illustrierte
Bücher sowohl in der Bibliothek, die Herzog Albrecht im Obergeschoß des
1568 bis 1571 errichteten Antiquariums unterbringen ließ, als auch in der
Kunstkammer aufbewahrt. Gleich zu Beginn des Inventars wird ein „Cass-
ten mit Aschenfarb angemalt“588 erwähnt, der sich direkt beim Eingang zur
Kunstkammer befand. Darin war eine Sammlung von rund 120 Druckwer-
ken, Codices, Sammelalben und Handzeichnungen verschiedenster Größen
untergebracht, von Regalformat bis „parvo folio“.589 Die Aufzählung der
Werke beginnt mit numismatischen Handschriften des Jacopo Strada590 mit
den Bildnissen römischer Staatsmänner und setzt sich fort mit illustrierten
Münzwerken, Kunst- und Architekturbüchern, Pferdebüchern, Trachten-
darstellungen, Wappen- oder Schreibmeisterbüchern. Dazwischen finden
sich immer wieder Einträge von Bänden mit Passionsdarstellungen, Hei-
ligenbildern, Architekturdarstellungen oder Grotesken, die auf montierte
Sammelalben hinweisen. So wird etwa ein weißer Pergamentband mit reli-
giösen Darstellungen erwähnt, welche „thails in kupfer gestochen, thails ge-
özt, thails geschnitten“ sind.591 Das Nebeneinander dieser unterschiedlichen
druckgrafischen Techniken lässt auf einen montierten Klebeband schlie-
ßen.592 Auch deuten die Inhaltsangaben einiger Bände auf Sammelalben hin,
in denen sowohl Handzeichnungen als auch Druckgrafiken enthalten wa-
ren. So verzeichnet Fickler etwa ein „Architectur buech etlicher Gebew, Tri-
umphpögen, Portiken, und anderer Romischer gebew in kupffer gestochen,
thails von freier handt gerißen“593 oder ein „ Architectur buech von gestoch-
nen und mit der handt aufgerißnen stuckhen […]“594.
An diesen Bücherkasten schloss ein weiterer aschfarbener Schrank an,
der beiderseits mit je 74 Schubladen ausgestattet war, in denen die eigent-
liche Grafiksammlung des Herzogs untergebracht war. Dort befanden sich
Einzelblätter wie Kupferstiche, Holzschnitte oder Handzeichnungen, die
587 Siehe Anm. 560. Den folgenden Auszügen aus der Inventarhandschrift Cgm 2133 liegt die
Transkription von Peter Diemer [Hrsg] (2004) zu Grunde.
588 München, BSB, Cgm 2133, fol. 1v.
589 Ebenda, fol. 8v bzw. fol. 6r.
590 Imagines Regum, Consulum, Dictatorum, Magistrum Equitum, Tribuni-Militum consula-
ris potestatis, ab urbe condita usque ad C. Jul. Caesarem Dictatorem […], 1571.
591 München, BSB, Cgm 2133, fol. 4v.
592 Diese Annahme vertritt auch Peter Diemer (2008), S. 227.
593 München, BSB, Cgm 2133, fol. 8v.
594 Ebenda, fol. 9r.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur