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7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄTSTICHSAMMLUNGEN 199
medicus Johann Heinrich von Heucher
(1677–1747), Professor der Anatomie
und Botanik an der Universität Witten-
berg. Der in Wien geborene Heucher,
dem später die Oberaufsicht über Natu-
ralien- und Kupferstich-Kabinett über-
tragen wurde, stand in den folgenden
Jahren vor der Aufgabe einer generellen
Neustrukturierung des kurfürstlichen
Grafikbesitzes durch Zusammenführen
von bereits in den königlichen Samm-
lungen vorhandenen Beständen mit den
von ihm getätigten Neuerwerbungen.
Wenn auch bereits vor 1720, wie Chris-
tien Melzer bemerkt, ein materiell und
theoretisch abgegrenzter Bereich für
Grafik bestand,662 so ist Johann Hein-
rich Heucher maßgeblich für die Ein-
richtung und erste Systematisierung des königlichen Kupferstich-Kabinetts
nach wissenschaftlichen Kriterien verantwortlich.
Das älteste Verzeichnis zum Grafikkabinett Augusts des Starken bildet
das 1738 von Heucher angelegte handschriftliche Inventar, „Consignation
en détail de tous les Tomes d’Estampes qui se trouvent dans les Bureaux du
Salon d’estampes […]“, welches sich heute im Dresdner Kupferstich-Kabi-
nett befindet und dort als frühestes erhaltenes Inventar die Signatur „Cat.1“
trägt.663 Das 170 Seiten starke Manuskript erfuhr später einige Nachträge
bzw. Umgruppierungen, die zum Teil noch von der Hand Heuchers, zum Teil
von seinen Nachfolgern stammen.
Betrachtet man in dem Inventar die Eintragungen unter der Abteilung
„La Collection de Portraits, rangée“ so lässt sich feststellen, dass sich die
Porträtsammlung sowohl aus thematisch angelegten Bänden (Volumes)
zusammensetzte, in denen die Einzelporträts montiert waren, aus einigen
Einzelblatt-Reihen664, als auch aus etlichen gebundenen Bildniswerken des
662 Christien Melzer in Dittrich (2010), S. 140.
663 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Cat. 1, Consignation en détail
de tous les Tomes d’Estampes qui se trouvent dans les Bureaux du Salon d’estampes de Sa
Maj[esté] le Roi de Pol[ogne] Elec[teur] de Saxe, 1738, fait par Johann Heinrich von Heucher.
Die Porträtsammlung findet sich dort unter Bureau IV (fol. 10–14) und Bureau X (fol. 99–104).
664 Darunter etwa eine Serie von 12 Porträts der Familie Kaiser Leopolds I. von Bartho-
lomäus Kilian (fol. 99), eine 44 Blätter umfassende Porträtserie von Simon Thomassin
(fol. 100) oder eine Sammlung von 17 Gelehrten, Theologen und Rechtsgelehrten (fol. 12).
Abb. 52: Johann Heinrich von Heucher
(1677–1747)
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur