Seite - 8 - in Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen - Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
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– DasMuseumderOkkupationLettlandswurde1993 imehemaligenMuseum
derLettischenSchützen8 imZentrumRigasmitprivatenGelderneröffnet (Meckl
2016, 410) und wird seit 20069 vom Staat mitfinanziert. Die bis heute umfas-
sendste Publikation dazu ist eine Geschichtsmasterarbeit (Blume 2007), gefolgt
vonArbeitenvonKatjaWezel (2016a; 2016b;FritzundWezel 2009).ÜberdieGe-
schichtedesMuseums,denexil-lettischenGründervaterPaulisLazda (2003)und
dieUmbauplänepubliziertevorallemder langjährigeMuseumsleiterValtersNol-
lendorfs selbst (2008a; 2008b; 2011;MichelundNollendorfs 2005), der auchder
Herausgeber aller hier analysiertenMuseumsführer ist. (2008c; 2010; 2017) Es ist
dasjenigederdreibaltischenMuseen,dasnebenderumfassendenDarstellungder
beiden sowjetischenBesatzungenden stärkstenFokus auf dieNS-Besatzung legt.
InderLiteraturwirdallerdingsdarüberdiskutiert, inwieferndiesauchheißt,dass
demHolocaust „gebührend“Aufmerksamkeit gewidmet wird (Velmet 2011, 196)
oderobdieseraufeine ‚entschärfte‘Weisedargestelltwird, sodassernichtmitder
Schilderung des lettischen Leidens in Konkurrenz treten kann. (Mark 2008, 365;
FritzundWezel 2009, 236; vonPuttkamer 2005, 249)DemambivalentenUmgang
desMuseumsmit der russischsprachigen Bevölkerungwidmet sich Kuusi (2008,
107).Seit2008kündigtNollendorfs indenobengenanntenTextendenAusbaudes
Museumsan,der jedoch immerwiederverzögertwurde (Nollendorfs2008b;2011),
weshalb sich die Ausstellung nunbereits seit Jahren imAusweichquartier in der
ehemaligen amerikanischenBotschaft befindet. ImVergleich zumestnischen
Okkupationsmuseum ist die Forschungslage hier also besser, wenn auch in
diesem Fall über die Bewertung des Holocaust Uneinigkeit herrscht und ich
hier dankdesVergleichsmit den anderenMuseen erstmals vor allembei der
Bild-undObjektanalyse indieTiefegehenkonnte.
– Das staatlicheMuseumderGenozidopfer inVilniuswurde 1992 vomVerein
der Deportierten und politischenHäftlinge gegründet und ist imGebäude des
ehemaligen sowjetischenStaatsicherheits- unddesGestapo-Foltergefängnisses
untergebracht. (Peikštenis 2005, 132; Rindzevičiūtė 2013; Rindzevičiūtė 2015,
279;Makhotina 2017, 311; Frankovic et al. 2010, 51;Wight 2014, 145) Eswarbis
2011 ausschließlich den beiden sowjetischenBesatzungen gewidmet, bis dann
8 LettischeMilitäreinheitender russischenArmee,die imErstenWeltkrieggegendeutscheVer-
bändekämpftenunddeswegenimsowjetischenLettlandalsHeldenverehrtwurden.
9 So die Museumswebseite (http://okupacijasmuzejs.lv/en/about-us/). Evans (2006, 343)
schreibt, dass bereits seit 1997 staatliche Gelder geflossen seien, also auch vor demGesetz
über dasOkkupationsmuseumvon 2006, als auchdasGebäude aus demBesitz der Stadt in
Staatsbesitzwechselte. (Lenss2006,54)
8 1 Einleitung
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Titel
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Untertitel
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Autor
- Ljiljana Radonić
- Verlag
- DE GRUYTER
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918