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Troha 2017, 349)Die SpannungzwischendenbeidenAusstellungsteilenwarbis
heuteunerforscht.
– Dasstaatliche Jasenovac-GedenkmuseumaufdemGeländedesehemaligen
Ustaša-Konzentrationslagers (1941–1945) inKroatienwurdeerst inden1960ern
gegründet, da es dem jugoslawischen Narrativ von der ‚Brüderlichkeit und
Einheit‘widersprach,welchesdieVerantwortungfürVerbrechenwenigenKol-
laborateuren aus allen jugoslawischenNationen gleichermaßen zuschobund
‚rassische‘Verfolgung nicht als solche thematisierte. (Höpken 2006, 410; Karge
2009,54) 1991wurdeeskriegsbedingtgeschlossen,wobei sichdieserbischeund
kroatische Seite bzw. ihreUnterstützerInnen bis heutewechselseitig die Schuld
für die Schäden amMuseumsgelände zuschieben (Walasek 2016, 84; Matković
2017,Hoare 2002, 37;Duffy 2007, 119), ander vermutlichbeide ihrenAnteil hat-
ten(Mataušić2003,156).AufmerksamkeiterhieltdieTatsache,dassderehemalige
KustosdieMehrzahlderExponate indenserbischenTeilBosniensevakuierteund
sie inFolge inBelgradundBanjaLuka fürdasserbischeNarrativvonder ‚Genozi-
dalität‘derKroatenmitüberhöhtenOpferzahlenverwendete.2001wurdensieüber
dasUnitedStatesHolocaustMemorialMuseum(USHMM)Kroatienzurückgegeben.
(Mataušić 2003, 155; Benyovsky 2007, 53) Eine neue ständige Ausstellungwurde
erst 2006während der kroatischen EU-Beitrittsverhandlungen unter der Leitung
der indenUSAausgebildetenKunsthistorikerinNataša Jovičićeröffnet. Sopromi-
nent das Schlagwort Jasenovac im (post-)jugoslawischen „Krieg um die Erinne-
rung“ (Radonić 2010;Byford 2019, 227) und somit auch inderwissenschaftlichen
Literaturdazu ist (S.Goldsteinund I.Goldstein 2011, 241ff), sowenig ist die stän-
digeAusstellungGegenstandderAnalyse inwissenschaftlichenPublikationen19–
mitAusnahmeetwaeinesTexteszurAusstellungsästhetikaus2011 (KršinićLozica
2011).Ein inderZeitschrift fürMuseologen inKroatienveröffentlichterArtikelüber
dieAusstellungarbeitetsichvorallemanderZurückweisungderserbischenThese
von der angeblichen Genozidalität der kroatischen Bevölkerung ab. Die Analyse
derÄsthetikbeschränkt sichdarauf,dendunklenRaumaufmangelhafteBeleuch-
tung zurückzuführen, nicht etwa auf die Vorbildfunktion ‚westlicher‘Holocaust-
museen.DieAusstellungwirdhier typischerweisenurfragmentarischkommentiert
undalspostmodernbzw.„neueHochstapelei“beurteilt. (Benyovsky2007, 55)
MeineeigenenAnalysenderDauerausstellungaus2006undderRollevonJaseno-
vac als dasMuseum zwischen 1991 und 2006 aufgrund des post-jugoslawischen
KriegesumdieErinnerunggeschlossenwar, leistenhierPionierarbeit.
19 PolemischeKritikanderAusstellungübteetwaSalamonJazbec(2008).
16 1 Einleitung
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Titel
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Untertitel
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Autor
- Ljiljana Radonić
- Verlag
- DE GRUYTER
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918