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2016, 84) und diese wurden aus Banja Luka zur Digitalisierung der Bestände
nachWashington, D. C., gebracht, bevor zumindest der erhalteneGroßteil der
Ausstellungsstücke2001nachKroatienzurückkehrte.
WährendTheresienstadt vor allemhistorische Informationenüber denOrt
undseineOpferausstellt,aberaufsymbolischerEbeneinder tschechischenGe-
schichtspolitik kaumeineRolle spielt, bleibt der historischeOrt Jasenovac von
1991 bis 2006 ohne Ausstellung. Das Symbol Jasenovac und die Überhöhung
bzw. Leugnung seiner Schrecken bleiben auch nach demKrieg der 1990er im
Fokusderpost-jugoslawischenDeutungskämpfe. (Cipek2008)
4.2.2 DasslowenischeZeitgeschichtemuseum
The Land Between, so heißt ein Standardwerk über die Geschichte Sloweniens
(Luthar 2008), dasnebendiesemZwischenstatusauchdieTatsachebetont, dass
dieGeschichte des Landes eherWenigenbekannt ist. Deshalbwird die Zeit des
ZweitenWeltkriegs inSlowenienhieretwasausführlicheralssonstumrissen,um
dieMuseumsanalysezukontextualisieren.
Nachderdeutsch-italienischenBesatzungSloweniens imApril 1941wurden
die nördlichen Teile ins Deutsche Reich eingegliedert, die südlichen und süd-
westlichenans faschistische Italien, einkleinerTeil ganz imNordosten fielUn-
garn zu. Die ersten Kollaborateure in Slowenien waren slowenische Četnici,
zweiGruppennamensBlaueundWeißeGarde,dievondenItalienernbewaffnet
wurden und später dieMilizia Volontaria Anti Comunista (MVAC) formten. Sie
kämpften gegen die PartisanInnen, welche sich rasch zumWiderstand gegen
die Besatzung formiert hatten und unter denen zunächst nur rund 10 Prozent
KommunistInnenwaren, doch gewann die Slowenische Kommunistische Partei
ab 1943 die Oberhand in derWiderstandsbewegung. Nach herben Niederlagen
gegendiePartisanInnenunddemRückzugItaliens1943schlossensichdieübrig-
gebliebenen MVAC-Verbände zu Heimwehr-Verbänden, Domobranzen, zusam-
men.Diesewaren zunächst gespalten: Ein Teilwollte dieKollaborationmit den
NazisminimierenundwennderenNiederlageabsehbarwürde,diePartisanInnen
bekämpfen,derandereTeildiePartisanInnenmithilfederNazisvernichten. (Lu-
thar 2008,432) 1944kämpftendanndie sechsBataillone letztendlichalle ander
SeitederWehrmacht. (Luthar2008,433)
Es gab in Slowenien verglichenmit anderen vom ‚DrittenReich‘besetzten
Ländern wenige Opfer ‚rassischer‘ Verfolgung, weil nur wenige Minderheiten
dort lebten:Bei derVolkszählungvon 1931 gabesnur831 Jüdinnenund Juden
inSlowenien. Zusammenmit getauftenundnachSloweniengeflohenen Jüdin-
nenund JudengehtKranjc (2013, 592) von 1.500PersonenzuBeginndesZwei-
4.2 1990–1999:DieWendeunddieMuseen 79
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Titel
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Untertitel
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Autor
- Ljiljana Radonić
- Verlag
- DE GRUYTER
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918