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ZeitKontaktezuYadVashem,demHolocaustMemorialMuseuminWashington,
demAnne-Frank-Haus inAmsterdamundTheresienstadt. (Sniegon2017, 190) Im
vordemEU-BeitrittverfasstenAusstellungskonzeptheißtes:
Wenn die Slowakei heute danach strebt, am europäischen Integrationsprozess teilzuha-
ben, sindder antifaschistischeWiderstandundderSNPalspolitischesKapital, dasnicht
vergeudetwerdendarf, vonBedeutung.NachdemslowakischenEU-Beitritt imMai 2014
wirddieserAspektder slowakischenmilitärischenunddemokratischenTraditionennoch
wichtiger werden. Das wird die Chancen des Museums des Slowakischen Nationalauf-
stands verbessern, den antifaschistischenWiderstandunddenSNPals Teil des europäi-
schen antifaschistischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg zu präsentieren. Auch die
westeuropäischen demokratischen Länder haben ihre progressiven demokratischen Tra-
ditionenaufderselbenGrundlageaufgebaut. (StanislavundTóth2003,7)
Die heutige Dauerausstellung auf Slowakisch und Englisch stammt aus 2004,
demJahrdererstengroßenEU-Osterweiterung. (Abb. 18)VorallemderTitelder
Ausstellungkommuniziert unverkennbarmit ‚Europa‘:Slovakia inEurope’sAn-
tifascist Resistance Movement 1939–1945. (Radonić 2014a, 493, Radonić 2017,
273)Auch indenÜberschriftendereinzelnenTexttafeln,diezusammenmitun-
beschriftetenFotosaufeinemBildschirmundeinerComputerarbeitsstationden
jeweiligen Abschnitt einläuten, findet sich dieser Bezug auffällig häufig. Sie
lauten Europe after 1918, Europe after 1938 oder International Participation in
the SNU and help of the Allies. Die Entwicklung der Slowakei wird hier nicht
etwa vor allem imKontext der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit, son-
dern imeuropäischenZusammenhangverortet.
Fernerwurdegemäßder ‚EuropäisierungdesHolocaust‘derVernichtungder
slowakischen Jüdinnenund Judenmit der 2004eröffnetenAusstellungerstmals
ein größerer eigener Abschnitt gewidmet. Während die helle, durch die Glas-
wand75 lichtdurchflutete Ausstellung ansonsten von unzähligenWaffen, Orden
undUniformeninGlasvitrinen,wiesie fürklassischeKriegsmuseentypischsind,
dominiertwird, fällt imHolocaust-Abschnitt anderRückwanddeserstenRaums
vor allem eine Stelemit namentlich zugeordneten Privatfotos auf, die stark an
denTower of Faces imUSHMMerinnert.76 (Abb. 19) Die Porträts sind zwar ehe-
75 Die imKapitelüberdie sozialistischeÄrabeschriebenearchitektonischeGestaltungdes für
die ZweckedesMuseums errichtetenGebäudes zeichnet sich durchdie beidenMuseumshälf-
tenaus:durchgetönteGlaswändeblicktmanausderAusstellungaufdenGedenkbereichzwi-
schendenbeidenHälftenhinunter.
76 Dr. Yaffa Eliach, die Enkelin von Yitzhak Uri Katz, des Dorffotografen des im September
1941 ausgelöschten jüdischenOrtes Eišiškės imheutigenLitauenhatte in jahrelangerRecher-
chediesePrivatfotos aufgespürt undnamentlich zugeordnet. SiewarenvonKatz, seiner Frau
Alte und ihrenAssistenten Ben-Zion Szrejder und Rephael Lejbowicz aufgenommenworden.
4.3 Die2000er:DieKommunikationmit ‚Europa‘ 101
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Titel
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Untertitel
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Autor
- Ljiljana Radonić
- Verlag
- DE GRUYTER
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918