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Historische Umbrüche im wissenschaftlichen Publikationswesen 31
schließlich 2016 von Thomson Science für 3 Milliarden Dollar an die Kapi-
talgesellschaft Clarivate Analytics verkauft wurde. Kernprodukt der Vor-
machtstellung des Web of Science ist der »Journal Impact Factor« (JIF), der
bei aller Kritik weltweit als Messlatte für wissenschaftliche Relevanz von
Zeitschriften und damit von Forschungsergebnissen anhand ihrer Vertei-
lung in diesen Publikationskanälen herangezogen wird. Stellt man für einen
hochgradig kompetitiven Bereich wie den der international ausgerichteten
universitären Forschung Parameter zur Evaluierung und damit indirekten
Statusbestimmung ihrer Angehörigen bereit, bleibt das nicht ohne Folgen.
Eugene Garfield sah sich deshalb 2005 genötigt, darauf hinzuweisen, dass
der Journal Impact Factor nicht zur Bewertung von Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern entwickelt worden war. Letztendlich ist aber genau
das eingetreten, was die frühen Vermarktungsargumente versprachen, dass
die Effizienz von Forschungsprogrammen evaluiert werden kann und dafür
der auf Zitationen beruhende Rang der Publikationsorgane herangezogen
wird, in denen es Individuen gelingt, ihre Forschungsergebnisse in Artikeln
zu platzieren. Szientometrisch weist der JIF verschiedene Unzulänglichkei-
ten auf, die mit anderen Metriken überkommen werden könnten, etwa dem
Eigenfactor, der Zitationen nach peripheren oder zentralen Zeitschriften für
ein Wissenschaftsgebiet gewichtet,23 oder dem SNIP (»Source Normalized
Impact per Paper«), der Zitationen gemäß der generellen Zitierhäufigkeit
in einem Feld gewichtet.24 Verkürzt betrachtet und polemisierend stellt der
Journal Impact Factor (JIF) das prominenteste Symbol jener Instrumente
dar, mit denen einflussreiche Verlage – zu denen neben mächtigen Fach-
gesellschaftsverlagen auch die »Verlagskonglomerate« Elsevier, Springer
Nature und Wiley gehören – ihre Reputation, ihre Systemrelevanz in der
Wissenschaft sowie ihre Marktdominanz und damit ihre – stetig steigen-
den – Preise rechtfertigen und fortschreiben.
Trotz der öffentlich breit diskutierten Probleme gilt der JIF vor allem
in den international ausgerichteten Lebenswissenschaften weiterhin als
Maß der Dinge, der in der gelebten Praxis über Karrierewege, Forschungs-
programme und Grundausstattungen entscheidet. Die Auswüchse des JIF,
23 Carl Bergstrom, »Eigenfactor: Measuring the Value and Prestige of Scholarly Journals«,
College & Research Libraries News 68, Nr. 5 (2007), doi:10.5860/crln.68.5.7804
24 Henk F. Moed, »Measuring Contextual Citation Impact of Scientific Journals«, arXiv pre-
print 2009, zuletzt geprüft am 14.01.2020, https://arxiv.org/abs/0911.2632
Publikationsberatung an Universitäten
Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Titel
- Publikationsberatung an Universitäten
- Untertitel
- Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Autoren
- Karin Lackner
- Lisa Schilhan
- Christian Kaier
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5072-7
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Wissenschaftliches Publizieren, Publikationsberatung, Bibliothek, Informationswissenschaft, Bibliothekswissenschaft, Universität, Verwaltung, Wissenschaft, Bildung
- Kategorie
- Medien