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DasHandbuch Netzwerkforschung erläutert die methodische Bandbreite an-
handvon fünfAnwendungsfeldern.136Diemeistennetzwerkanalytischausgerich-
teten Arbeiten betonen ihre interdisziplinäre Ausrichtung und den daraus re-
sultierendenmethodischen, aber auch visuellenWert.137 „Mit der zunehmenden
Verwendung von netzwerkanalytischen Theorieansätzen und Forschungsmetho-
den“, soDorothea Jansen, sei„heutedieBereitschaftgewachsen,netzwerkanaly-
tische Ansätze mit anderen Theorieansätzen zu verbinden. Netzwerkanalytisch
arbeitendeWissenschaftler [...] bauen komplexere Erklärungsmodelle, in denen
[...] insbesondereauchkulturelle [...]Erklärungsgrößenverwendetwerden.“138
Gerade netzwerkanalytische Projekte vollziehen die „Interaktion zwischen
Netzwerkanalyse und traditionellen Forschungsmethoden“139 aus den Natur-,
Kultur- und Sozialwissenschaften.140 Die Akteur-Netzwerk-Theorie stellt ein
Beispiel fürdieFusionunterschiedlicherWissenschaftsfelderund ihrer soziolo-
gischenNachbardisziplinendar.
Auch inderBiographieforschung ist ein gesteigertes Interesse an innovati-
venAnsätzenbemerkbar,dievonder linearenSchilderungeinesLebensabwei-
chen, kollektive Betrachtungsweisen einbeziehen und neben der Zeitebene
auch für die Biographie wichtige Topographien berücksichtigen. Biographie-
theorieundNetzwerkforschung interagierenwiederummitdenDigitalHumani-
ties, umneueMethoden in der Darstellung, Sammlung undVerknüpfung von
biographischenDatenzuerproben.
DasNetz steht aberauchmetaphorisch fürdie technologischen, infrastruk-
turellen und ökonomischen Entwicklungen seit dem 19. Jahrhundert und den
daraus resultierenden neuenWahrnehmungsformen. ‚Spinnennetz‘und ‚Netz-
werk‘ zählen zu gängigen Wissenschaftsmetaphern. In ihrer Unterscheidung
liegt bereits ein Wesensmerkmal und Grundproblem der Netzwerkforschung:
Während sozialeMedien oder elektrotechnische und neuronale Netzwerke die
Auffassung von relational-kollaborativen Austauschprozessen mehrerer Ele-
mente oder Akteure suggerieren, die polyzentrisch positioniert sind, richtet
sich der Blick beim Spinnennetz auf einen zentral positionierten Akteur, der
136 Vgl. das Inhaltsverzeichnis von Stegbauer und Häußling (Hg.): Handbuch Netzwerkfor-
schung,S.8–10.
137 Vgl.ThomasSchweizer:Muster sozialerOrdnung.Berlin1996,S.9undS. 112.
138 DorotheaJansen:Einführung indieNetzwerkanalyse.Opladen2003.
139 Marten Düring u.a.: Einleitung. In: HandbuchHistorische Netzwerkforschung. Grundla-
gen und Anwendung. Hg. vonMarten Düring u.a. Berlin 2016, S. 5–10, hier S. 7; vgl. auch
ChristianNitschke: Die Geschichte der Netzwerkanalyse In: HandbuchHistorischeNetzwerk-
forschung,S. 11–29,hierS. 11.
140 SiehezumBeispieldieAusführungenvonFriedrichLenger:NetzwerkanalyseundBiogra-
phieforschung–einigeÜberlegungen. In:Bios, 18. Jg.,H.2 (2005),S. 180–185.
2 Netzwerkforschung:MetapherundMethode 37
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Titel
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Autor
- Cornelius Mitterer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorien
- Weiteres Belletristik