Seite - 41 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Bild der Seite - 41 -
Text der Seite - 41 -
werke“,150 die forschungspragmatisch festgelegt werden? Netzwerkanalysen
erklärendieFormierungvonbestimmtenStrukturennichtausreichend, soein
Kritikpunkt.151 Die Netzwerkkonstituierung, also die Gesamtheit der zu be-
schreibendenAkteure, entspringt tatsächlichweitestgehenddemForschungs-
interesseundderMateriallage. Siewird vomVerfasser bestimmtundhat sich
nichtausempirischenBefragungenherauskristallisiert, ist aber füreinequali-
tativeAnalysenichtsdestotrotzaufschlussreich.
Für die relationaleUntersuchungRichardSchaukals stellt derNetzwerkan-
satz einen geeigneten Methodenbaustein dar, da er Kanonisierungsprozesse
unterläuft, die ihn in denWahrnehmungskreis der literarischenModerne ein-
binden (oder daraus ausschließen). Die Netzwerkforschung richtet den Blick
nicht aufden isoliertenAkteur, sondern fokussiert dieVerflechtungvonAkteu-
ren in einemsozialenSystem, ihre Interaktion,wie sie eine gemeinsameStruk-
turundKognitionetablieren152undwiedarausHandlungsmöglichkeiten–oder
Beschränkungen– resultieren.
2.1 DieBeschaffenheitvonNetzwerken
NetzwerkebestehenerstensauseinerbegrenztenMengeanElementenoderPer-
sonen (Akteuren), die als ‚Knoten‘bezeichnetwerden. Zweitensweisen sie eine
wiederumbegrenzteZahlanVerbindungenauf,diezwischendenKnotenverlau-
fen, das sinddie sogenanntenKanten.DieseRelationen lassen sichhinsichtlich
ihres Inhalts, ihrer Intensitätund ihrerFormunterscheiden.153Anhandvon ‚rela-
tionalen Daten‘ erfolgt die Netzwerkabgrenzung, also die Festlegung einer be-
stimmten Menge an Akteuren als Netzwerk.154 Für die ‚Abgrenzung‘, so der
Begriff, muss mindestens eine verbindende soziale Beziehung erfasst werden.
Dazu zählenOrganisations- oder Gruppengrenzen, geographische Grenzen und
direkte Interaktionen,etwaTreffenodergemeinsameBesuchevonVeranstaltun-
gen,aberauchaffektiveBeziehungenundverwandtschaftlicheVerhältnisse.155
Für die vorliegendeUntersuchung liegt der überwiegende Fokus auf Expo-
nenten des literarischen Feldes, mit denen Schaukal postalisch in Verbindung
stand.DiegemeinsamenrelationalenDatenfürdieNetzwerkabgrenzungergeben
150 Jansen:EinführungindieNetzwerkanalyse,S.86–87.
151 Vgl.Schweizer:Muster sozialerOrdnung,S. 135.
152 Vgl.Schweizer:Muster sozialerOrdnung,S. 113.
153 Vgl. Jansen:Einführung indieNetzwerkanalyse,S. 58–59.
154 Vgl.Schweizer:Muster sozialerOrdnung,S. 159.
155 Vgl. Jansen:Einführung indieNetzwerkanalyse,S. 71–75.
2 Netzwerkforschung:MetapherundMethode 41
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Titel
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Autor
- Cornelius Mitterer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorien
- Weiteres Belletristik