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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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schließlich in ein Familienalbumgeklebt. Das bildlicheMedium vermittelt einen „RestgelebtenLebens“undverfügtüber„Präsenzqualität“ jenseitsdesTextes.16 2 BiographieundRetrophilie Neben diesenmedialen Selbstinszenierungen griff Schaukal auch auf Diskurs- strategien der Retrophilie zurück, um sich in das literarische Feld einzuschrei- ben. Seine Rückwärtsgewandtheit war ebenfalls eine Form gelebter Praxis, um Kapital fürdiePositionierung imkünstlerischenundpolitischenFeldzugenerie- ren.DerBezugaufTraditionendrückt inersterLinie seinespezifischeMentalität aus. Schaukal umgab sich nurmit Personen, die künstlerisch undpolitisch auf Liniewaren, solchemitdifferierender Ideologiewurdengemiedenoderbaldaus- geschlossen.ErmodellierteseinSozialkapitalundnahmdabeiVerlustevonsym- bolischem Kapital in Kauf. 1910 versuchte Albert Ehrenstein (1886–1950), mit dem arrivierten Kritiker in Kontakt zu treten. Als Schaukal nicht antwortete, schrieb Ehrenstein erneut, diesmal mit der Bitte um Rücksendung seiner Ge- dichte.Vier Jahre später kritisierte er inHerwarthWaldensZeitschriftDer Sturm diedichterischeQualität Schaukals. Ehrenstein führtedessen „Stilsurrogat“dar- auf zurück,dasser„sklavischundslawischpolymorph“ seiundalsÖsterreicher ein „mixtumcompositum“.17 Die späte Retourkutschewar kein schwacherHieb gegenSchaukal,dersichdochalsVerkörperungÖsterreichssah. Mit der rückwärtsgewandten Utopie verfolgte Schaukal sowohl gesell- schaftspolitischeals auchkulturkritischeZiele.AlsDichter, KritikerundBeam- ter gehörte er zu den Verfechtern einer affirmativen Kultur, die sichmit dem stabilisierendenRückgriff aufTraditioneneineErhöhungdergeistig-seelischen Welt über die ‚kränkliche‘ Zivilisation erhofften.18 Zu Beginn des 20. Jahrhun- derts haben sich dieApologeten einer zweckfreienKunst, soHerbertMarcuse, „ein Reich scheinbarer Einheit und scheinbarer Freiheit aufgebaut, worin die antagonistischen Daseinsverhältnisse eingespannt und befriedet werden sol- len.“19 Diese antagonistischen Verhältnisse wirkten im künstlerischen Feld ebensostarkwie impolitischen.KulturundPolitik standen inRelation,wiedie 16 Fetz:DievielenLebenderBiographie,S. 5. 17 Albert Ehrenstein: Österreichische Prosa. In: Der Sturm, 5. Jg., Nr. 13–14 (Oktober 1914), S.98–99,hierS.99. 18 Vgl.HerbertMarcuse:ÜberdenaffirmativenCharakterderKultur. In:Marcuse:Kulturund Gesellschaft I.FrankfurtamMain1968,S.56–101,hierS.63. 19 Marcuse:ÜberdenaffirmativenCharakterderKultur,S.64. 2 BiographieundRetrophilie 57
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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