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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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Mit Beginn des ErstenWeltkriegs verstärkten sich die antisemitischen Res- sentiments.ZehntausendeJudenmusstenausGalizien,derBukowina,Polenund denwestlichen Teilen Russlands in die Hauptstadt Österreich-Ungarns fliehen, die sich infrastrukturell nicht nur nach SüdenundWesten, sondern auchnach Norden und Osten ausgedehnt hatte. Ende des 19. Jahrhunderts wuchs das StreckennetzderösterreichischenBahnenerheblichundreichtebis indieöstlich gelegenenKronländer,68 aus denenvieleMenschenvornehmlich jüdischerKon- fession nachWien gelangten. Zwar stellte die Judenfeindlichkeit zu jener Zeit alles andere als ein neues Phänomen dar,69 doch sie verstärkte sich zu Beginn des20. JahrhundertsaufgrunddemographischerFaktoren,politischerEreignisse und der damit verbundenenWohnungsnot und Nahrungsmittelknappheit. Die Ermordung des Industriellen, Schriftstellers und Außenministers derWeimarer RepublikWalther Rathenau (1867–1922) ist eines der prominentesten Beispiele fürdiekonkreteLebensgefahr,dersich imfrühen20. Jahrhundertpolitischenga- giertePersonenmit jüdischenWurzelnausgesetztsahen. Schaukal kleidete seinen Antisemitismus in kritische Worte gegen die Kommerzialisierung der Kunst durch ungebildete Sammler, womit er die neureichenMäzene des Industrieadels und das jüdische Bildungsbürgertum gleichermaßenmeinte.70 Kunst unterliege seit derMitte des 19. Jahrhunderts einem jüdischenund ökonomischenUngeist, so Schaukal, der sich Ende des Jahrhunderts inderbürgerlichenMitte diffundiert unddort avantgardistische Formenangenommenhabe. Dieskorrespondiertmitderkontroversdiskutierten ‚Marginalisierungsthese‘. Ausgehend von der sogenannten Surrogatfunktion der Kunst in der Wiener Moderne, dieCarl Schorske inFin-de-siècleVienna:Politics andCulture (1979) erstmals formuliert und ursprünglich auf alle gesellschaftspolitisch orientie- rungslosen ‚Söhne‘ der liberalen Vätergeneration bezogen hatte,71 wurde diese These dahingehend erweitert, dass vor allem junge jüdische Intellektuelle um 1900 auf das künstlerische Feld ausweichenmussten, da politischeundhöhere gesellschaftlichePositionenfürsienurbegrenztoderüberhauptnichtzugänglich 68 Vgl. Richard Heinersdorff: Die K.u.K. privilegierten Eisenbahnen der Österreichisch- UngarischenMonarchie1828–1918.Wienu.a. 1975,S.33–44undS. 165. 69 Brigitte Hamann: Hitlers Wien. München/Zürich 1998, vor allem S. 467–496, liefert in einenübersichtlichen,aufnumerischeDatengestütztenAbrissüberdie ‚JudeninWien‘. 70 SiehezumBeispieldenDialogzwischendem ‚GebildetenunddemKünstler‘beiSchaukal: GiorgioneoderGesprächeüberdieKunst.München/Leipzig1907,S. 1–82. 71 CarlE.Schorske:Fin-de-siècleVienna:PoliticsandCulture.NewYork1979. 70 I PoseundSubjektivierung imLebenRichardSchaukals
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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