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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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der methodischen Verfahren bei Hildesheimer eine anModerne und Postmo- dernegeschulte Tiefe, die Schaukalnicht andenTag legenkonnte.Aberbeide sprechen ihrenTextenessayistischeTendenzenzuundsosindSchaukals theo- retischeBemerkungenzumbiographischenVerfahrendenenvonHildesheimer nicht unähnlich, etwa wenn er „die Objektivität des Kritikers“ als eine „der WahrhaftigkeitbeflisseneSubjektivität“bezeichnet.93 DassSchaukalandererseitsder impressionistischenEindruckskunstverhaf- tet blieb, zeigt seine sonderbareUnterteilungzeitgenössischerLiteraten inDra- men-undProsa-Autoren sowie inLyriker, Essayisten, Satiriker. Letztgenannte, unterdieersichselbst reiht, seienaufVermittlungdes„Eindrucks“bedacht.Es wirddeutlich, dass Schaukal noch 1933 Tendenzen einer Poetik der impressio- nistischen Kritik und Rudimente von ErnstMachs (1838–1916) Empiriokritizis- mus ineineeigentümlichebiographischeMethodiküberträgt.94 EinZeichenderZeit isthingegendieBegründungvonKraus’kämpferischer Geistesenergiemit dem antisemitischen Topos des jüdischenHeimatverlustes. ImGegensatz zur „Breite eines räumlichenZusammenhanges“ (derDeutschen) wahrtendie Juden einenüberterritorialen Zusammenhalt in der „Blutsgemein- schaft“.95 ZuSchaukalsAntisemitismusausSozialneidgesellte sich indenspä- teren Jahren ein biologisch-rassistischer Judenhass. Kraus hatte 1899 die jüdischeGlaubensgemeinschaft verlassen,war 1911 zumKatholizismuskonver- tiertund1923wiederausderkatholischenKircheausgetreten.MitBlickaufdas Jahr der Publikation ist Schaukals Essay Beleg undMenetekel für die zuneh- mendeVehemenzundTotalisierungdesantisemitischenDiskurses,derauch in den Texten virulent wurde, die sich eine vordergründig positive Auseinander- setzung auf die Fahnen schrieben. ImOktober 1933 setzte Karl Krausmit sei- nem Gedicht „Man frage nicht“ ein Zeichen gegen die nationalsozialistische Bedrohung.DasGedichtwurde inHeft888derFackelabgedruckt,der einzigen imJahr1933erscheinendenAusgabe,diezudemnurvierSeitenumfasste. DieAuseinandersetzungSchaukalsmitKraus steht imZeichenseinerbis- weilen eindimensionalen, dann aber wieder sehr komplexen ästhetischen wie ideologischen Anschauung. Einerseits lehnte er den nationalsozialisti- schen ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich ab. Auf der anderen Seitewird imbiographischenKraus-EssaySchaukals dogmatischerAntisemi- tismus und seine ambivalente Haltung zumKrieg deutlich. ÜberDie letzten TagederMenschheit schreibt er: 93 Schaukal:KarlKraus,S. 18. 94 Vgl.Schaukal:KarlKraus,S.48. 95 Schaukal:KarlKraus,S. 22–23. 76 I PoseundSubjektivierung imLebenRichardSchaukals
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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