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II SchaukalsEinsatzmittel imSozialraum
1 Kapitalstruktur
SchaukalsKapitalvolumen,alsodieSummealler ihmzurVerfĂŒgungstehenden
Kapitalsorten, und seine Kapitalstruktur waren aufgrund historischer und ge-
sellschaftlicherEntwicklungen inkonstantundunzuverlÀssig.DaVolumenund
Struktur Auswirkungen auf die soziale Laufbahn nehmen,1 lassen sich daraus
RĂŒckschlĂŒsse auf seine literarischen Erfolge/Misserfolge ziehen, und es lĂ€sst
sichanalysieren,wiediese imLaufe seinesLebensmitBriefpartnern,die selbst
im literarischen Feld tÀtigwaren und daher seine Spielregeln kannten, disku-
tiertwurden.
Wasaber istmit InkonstanzundUnverlÀsslichkeitvonSchaukalsKapitalsor-
tengemeint?Sein sozialesKapital, dieZugehörigkeit zuGruppen,war fragilund
differierte zwischen Selbstwahrnehmung, Aspiration und tatsÀchlicher gesell-
schaftlicherAnbindung.DasseitenlangeVerzeichnisseinerBriefpartnerkönnteâ
rein quantitativ schlussfolgernd â Ausdruck eines soliden Sozialkapitals sein.
NĂ€her betrachtet zeigt sich jedoch, dass die vielversprechenden intentional ge-
knĂŒpftenKontaktenichtautomatischKapital imliterarischenFeldgenerierten.
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass Schaukal von bĂŒrgerlichen
Strukturen wegstrebte. WĂ€hrend seiner Dienstzeit bei der Bezirkshauptmann-
schaft in MĂ€hrisch-WeiĂkirchen (Hranice naMoravÄ), zu der er 1899 berufen
wurde, suchteerAnschlussandieböhmisch-mĂ€hrischenAdelsfamilienDubskĂœ
(MarievonEbner-Eschenbach),KinskyundGomperz.EineAnnÀherungerfolgte
aufgrund strenger hierarchischer Standesgrenzen ausschlieĂlichĂŒber inkorpo-
rierte, habituelleMerkmale (aristokratischesGebaren), nicht aber ĂŒber objekti-
vierte,ererbteMerkmale (GĂŒter,LĂ€ndereienundandereBesitztĂŒmer).
BĂŒrgertum und Adel bezeichnen heterogene, vielschichtige Sozialgruppen,
die abMitte des 19. Jahrhunderts auch âadelig-bĂŒrgerlicheMischkulturenâ sein
konnten.2 Schaukal grenzte sichgesellschaftlichnichtnurnach âuntenâab, son-
dernversuchtedazu, sich âobenâzuassimilieren.BeidenBemĂŒhungenwarâmit
AusnahmederKontaktezummĂ€hrischenLandadelâmĂ€ĂigerErfolgbeschieden,
1 Vgl.Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 195â196.
2 Gunter Heinickel: AdelsidentitĂ€t nach der StĂ€ndegesellschaft: Der preuĂische Adel in
adelspolitischenBildernundVorschlĂ€genum1840. In:Adel undBĂŒrgertum inDeutschland
I. Entwicklungslinien und Wendepunkte im 19. Jahrhundert. Hg. von Heinz Reif. Berlin
2008,S. 51â81,hierS. 51.
OpenAccess.©2020CorneliusMitterer,publiziert vonDeGruyter. DiesesWerk ist
lizenziertunterderCreativeCommonsAttribution4.0Lizenz.
https://doi.org/10.1515/9783110619744-003
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Titel
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Autor
- Cornelius Mitterer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorien
- Weiteres Belletristik