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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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die Annäherung an den Geburtsadel erlaubt.13 Die bürgerliche Hinwendung zumAdelundzuseinenkulturellenund identitätsstiftendenVerpflichtungen ist eine ästhetische Verarbeitung gesellschaftspolitischer Entwicklungen; diese Form des Aristokratismuswird auch in Schaukals Schriften deutlich.14 Da sich die Aristokratie im ausgehenden 19. Jahrhundert jedoch aus dem kulturellen Feld zunehmend zurückzog, auch zurückgedrängt wurde, begannen Vertreter desmittlerenundhöherenBildungsbürgertumsdiesenFreiraumeinzunehmen.15 Waren sie imstande, die zeitlichen und finanziellen Ressourcen aufzubringen, versuchten sie sich eventuell als Berufsschriftsteller. Ein solider Beamtenposten glichdemWerteinesSchreibstipendiums,weswegendiedichtendenStaatsange- stelltenwohl kaumauf die Idee gekommenwären, den gesellschaftspolitischen Status quo literarisch infrage zu stellen. Vielmehr huldigten sie diesem inForm einespoetischenRealismus, demauchdienachfolgendeDichtergeneration zum Teil noch anhing. Ein Zusammenhang vonBeginn der historischenAvantgarde und Ende sowohl des bürgerlichen Zeitalters als auchmonarchischer Systeme liegt nahe. Franz Kafka (1883–1924) ist vielleicht das radikalste Beispiel einer neuen literarischen Expressivität, die sich in ebendiesem Spannungsfeld aus anachronistischenBürokratenstrukturenundModernitätsimpulsenbiographisch auf-undkünstlerischentlud. Nach demWeltkrieg differenzierten sich die Berufssparten für dichterisch Ambitionierte aus, viele sicherten ihrGrundeinkommenmit journalistischenAr- beiten oderÜbersetzertätigkeiten.16 AuchSchaukalwar bestrebt, sichmöglichst breit zu positionieren, die ihm in denunterschiedlichen Feldern zur Verfügung stehendenKapitalsortenausgleichend zuverteilenundvor allem–wie ausden Korrespondenzenganzdeutlichhervorgeht–sichzuvernetzen. Für ihnbedeutetendieGründungderRepublikÖsterreichundseingleichzei- tigerAbschiedausdemStaatsdienst drastischeEinbußenansozialem, ökonomi- schemund symbolischemKapital. DieAngst vor gesellschaftlichemAbstiegund prekärenLebensverhältnissenführtezumFokusaufdasnochverbliebeneKultur- Kapital. In der Erzählung „Die Krücke“ (1920) behandelt Schaukal die Ent- und 13 Vgl.Osterhammel:DieVerwandlungderWelt,S. 1068–1069undS. 1085. 14 Zu Schaukals Überwindung bürgerlicher Dekadenz im Zeichen aristokratischer Kultur vgl.Müller:DasDekadenzprobleminderösterreichischenLiteraturumdie Jahrhundertwende, S.80–82. 15 Vgl. Günter Erbe: Aristokratismus und Dandytum im 19. und 20. Jahrhundert. In: Der Dandy. Ein kulturhistorisches Phänomen im 19. und 20. Jahrhundert. Hg. von Joachim H. Knoll, Anna-Dorothea Ludewig und Julius H. Schoeps. Berlin/Boston 2013, S. 11–28. Der AufsatzstelltkeinenBezugzuSchaukalher. 16 Vgl.Norbert Bachleitner, FranzM.Eybl undErnst Fischer:GeschichtedesBuchhandels in Österreich.Wiesbaden2000,S. 234–235. 2 Distinktionsverhalten 85
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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