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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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hochgezogenen Schultern, der den Buckel nur noch unförmlicher hervortreten ließ, und einenweichenschwarzen,breitrandigenFilzhutaufdemdichtenHaar,vorüber [...].19 Anschließendwird er von seinemgroßbürgerlichen FreundRalfMertens, der im Kreis der hochgestellten Gruppe weilt, verleugnet. Der bucklige Sohn einerWä- scherin fällt am fatalenEndederErzählungweder indasMilieu zurück, ausdem er stammt,nochgelingt ihmder sozialeAufstieg.Mathias verirrt sich in erotische Wahnphantasien und endet schließlich imheterotopenOrt einer psychiatrischen Anstalt. Was Schaukal in der früherenErzählung „Mathias Siebenlist“ intuitiv und nicht ohne Sympathie für seinen romantischen Outsider – und dann in „Die Krücke“ sehr viel direkter aus der Warte der bürgerlichen Sozialverlierer – schildert, ist ein rau ausgefochtener sozialer Konflikt, in dem es deutlich um kulturelleHegemoniegeht. 3 GeistesaristokratieundKulturkritik Eine Strategie, um dem Bedrohungsszenario des gesellschaftlichen Abstiegs zu begegnen und gleichzeitig den Anschluss an die besser situierte Klasse nicht zuverpassen, ist, imKontextderGramsci’schenAssimilierung,auchdie Aneignung ihres Habitus. In Anlehnung anNorbert Elias (1897–1990) prägte Bourdieu die fachterminologische Verwendung des Begriffs, den er in seiner StudieDie feinenUnterscheide zumTeil auchmit „Hexis“ oder „Dispositions- system“ synonymsetzt.20 Habitus ist eine vom Erfahrungswert beeinflusste Konstruktion und umfasst das gesamte Auftreten einer Person: Lebensstil, Geschmack sowie Sprache und Kleidung, die in Summe den Status und die soziale Zugehörigkeit abbilden. Für Schaukals Habituswar sein früher Umgangmit denWiener Kaffeehaus-Dichtern entscheidend. Die später vorgebrachte Ablehnung ist dabei ex negativo ein Be- standteil der Habitusfestigung als unabhängiger Dichter, der eines literarischen Zirkels zurGeschmacksfindungnicht bedarf. Abgesehenvondiesen erstenErfah- rungen im Umgang mit der Wiener Kulturszene des Fin de Siècle prägten vor allemMilitär undAdel SchaukalsWeltanschauung und seine sozialen Praxisfor- men. Während seiner Zeit in Mährisch-Weißkirchen (1899–1903) verkehrte er mit den an der Kavallerie-Kadettenanstalt als Lehrer wirkenden Offizieren. 19 Schaukal:MathiasSiebenlist. In:WE.Bd.4:Erzählungen.München/Wien1966,S. 121–174, hierS. 136–137. 20 Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 283undS.25. 3 GeistesaristokratieundKulturkritik 87
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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