Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Seite - 91 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 91 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Bild der Seite - 91 -

Bild der Seite - 91 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Text der Seite - 91 -

schlaggebend für seine Polemik waren baulicheMaßnahmen amWiener Gra- ben, die zur Intervention der „Vereinigung bildender Künstler Österreichs ‚Se- zession‘ [sic!]“ geführt hatte, von Seiten der Bezirksvertretung aber mit der Begründung zurückgewiesenwurde, Künstler hätten sich in Fragen der Stadt- planungnicht einzumischen.38Wienwürdezusehendsvermarktet odermusea- lisiert, so Schaukal: „Sieht man wirklich noch die ‚Pestsäule‘, oder steht sie bereits imMuseum [. . .]?“39 Auch die Grabenfiaker würden durch Stellwagen undAutotaxis verdrängt,40 insgesamt gehe die Stadt zusehends in den Besitz von „Hausherren“ über, die sie in eine kommerziell ausgebeutete „Barbaren- Ansiedlung“ transformierten.41 Marie von Ebner-Eschenbach undweitereMit- gliederderFamilieKinsky-DubskýbeglückwünschtenSchaukal zurGlosse, die einAnliegenzurSprachegebrachthabe,dasalteingesesseneundWahl-Wiener nichtgleichgültig lassenkönne.42 Bourdieumeint, dass „sich der gesamte Lebensstil einer Klasse aus deren Mobiliar undKleidungsstil“undausderArt undWeise,wieüberdiesenStil ge- sprochen wird, ablesen lasse. Die Gegenstände drücken auf körperlich wahr- nehmbare Art (Beschaffenheit und Form des Materials wie Parkett, Linoleum, Fliesenboden, aber auchGerüche:Parfüm,Holz, Putzmittel) die soziale Zugehö- rigkeit der Träger, Verwender oder Bewohner der Dinge undMaterialien aus.43 Schaukal leitet inVomGeschmack von der Kritik an historistischen Bauten auf Fragender Inneneinrichtungüber. Kultur sei „Harmonie der Lebensgestaltung“ undmüsse vor allemdemBürgertumanerzogenwerden, das sich viel eher ein „Konversationslexikon“ oder „‚reich illustrierte‘ Geschichtswerke“ leiste, als in dieWohnungseinrichtungzu investieren.44Schaukal vollzieht inderAbwertung der bürgerlichenRaumgestaltung (unddamit auch ihrer Lebensführung) nichts anderes als die distinkte Setzung und Formulierung der eigenen Position über einselbstbewusstesGeschmacksurteil inSachenInterieurs.MitBourdieugespro- chen:Die von ihm formulierten „ästhetischenPositionen, die ebenso inKosme- tik,KleidungoderWohnungsausstattungzumAusdruckkommen,beweisenund bekräftigendeneigenenRangunddieDistanzzuanderenimsozialenRaum.“45 38 Schaukal:Wemgehört die Stadt? Eine grundsätzlicheGlosse. In:DeutscheKunst undDe- koration,Bd.31 (1912/1913),S.34–40,hierS.34undS.38. 39 Schaukal:WemgehörtdieStadt?,S. 37. 40 Schaukal:WemgehörtdieStadt?,S. 37. 41 Schaukal:WemgehörtdieStadt?,S. 39. 42 Der Brief findet sich in: Girardi: Der Dichter Richard von Schaukal als „Konservator“ der gutenaltenZeit,S. 295. 43 Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 137. 44 Schaukal:VomGeschmack,S.29. 45 Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 107. 3 GeistesaristokratieundKulturkritik 91
zurück zum  Buch Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne"
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
Weiteres Belletristik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne