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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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Die Zusammenarbeit zwischenSchaukal/Vogeler undSeemannwirft ein er- hellendesLicht auf diedivergierendeAuffassungüberdieAnfertigungsprozesse einesBuches.WährendderVerlegermöglichst raschundprofitorientiertarbeiten wollte, verzögerte Schaukal die Produktion durch penible Korrekturenund ent- wertete schließlich sogar die auf Japanpapier gedruckte Luxusausgabe, weil er sie ander falschenStelle signiert hatte, sodass derDruck einer zweitenAuflage der Sonderedition erforderlich war. Seemann drohte infolge des Missgeschicks und wegen der langwierigen Arbeitsprozesse, die geplanten Neuauflagen von Tage undTräume (die er danndoch verlegte) undTristia (1898bei Friesenhahn erschienen)abzulehnen.DasArbeitsverhältnisendete imStreit.DerVerlegerver- zichtete ausdrücklich auf die Publikation weiterer Manuskripte, die Schaukal dennoch regelmäßig schickte, und er bot demAutor schließlichdieRestauflage seiner unverkauften Bücher zu einemniedrigen Preis an– in Schaukals Augen einAffront.8 Vogeler beruhigte den aufgebrachtenBriefpartnermit der fatalisti- schen Gelassenheit des Künstlers, der die ökonomischen Unwägbarkeiten zu kennen schien: „Von Seemann hätte ich übrigens kaum besseres erwartet; es thutmir sehr leid, aberbeidieserArtVerträgen,wieSieesmit einemderartigen Verlegergemachthabenwerden,kommtfürdenAutornieetwasheraus.“9 Die literaturbetrieblichenLeitliniendesVerlegerswarenmitSchaukalsdistin- guiertemDichterhabitus, derdieMarkt-undVermarktungsprozessemit stoischer Gelassenheit ignorierte,nicht kompatibel. In einemseiner letztenSchreibenhebt SeemanndieAussichtslosigkeit hervor, ausdemVertriebvonLyrikbändenProfit zu schlagen.Abgesehendavon, dass Schaukal einerGattung treublieb, die vom wachsenden und sich verändernden Lesepublikumweniger konsumiert wurde, verzichtete er ausdrücklich auf Werbemaßnahmen.10 Seemann beklagte sich daheram17. Juni1903beiSchaukal: Sie selbst haben sichdieVersendungmitWaschzetteln verbeten, undbei unseremRezen- sionsversandandiePressewar selbstverständlichdementsprechenddasResultat einmise- rables, indemkaum2%Besprechungen resp.Notizen eingegangen sind. Jeder Fachmann wird Ihnen selbst bestätigen, dass es heute geradezu Wahnsinn und hinausgeworfenes Geld ist,wennmanandieTagespresse, speciell die kleineProvincpresseRezensionsexem- plareohneirgendwelcheBegleitschreiben,resp.Prospektverschickt.11 AuchwennSchaukal ökonomischeVerlustemit demVerlagSeemannmachte– undviceversa–, kames immerhinzurZusammenarbeitmit einemangesehenen 8 Vgl.Leitner:RichardvonSchaukalundHeinrichVogeler,S. 16. 9 Zit.nachLeitner:RichardvonSchaukalundHeinrichVogeler,S. 17. 10 Vgl.Leitner:RichardvonSchaukalundHeinrichVogeler,S. 13–14. 11 Zit.nachLeitner:RichardvonSchaukalundHeinrichVogeler,S. 14–15,Fußnote27. 96 III Schaukal inNetzwerkenundFeldernderModerne
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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