Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Seite - 107 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 107 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Bild der Seite - 107 -

Bild der Seite - 107 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Text der Seite - 107 -

gestus in denBriefen und der Negativkritik ist denkbar. Der drohendeMisser- folg seines Dramas ließ den erfolgsverwöhnten Schriftsteller nicht unberührt undzogdie erwähnteöffentlicheFehdenachsich, inderThomasMannseinen älterenBruderHeinricheinschaltete. WieNorbert ChristianWolf in seiner Arbeit darlegt, setzte sich auchMusil inDerMannohneEigenschaften eingehendmit denKonkurrenz- undMarktdy- namiken in denNetzwerken der literarischen Felder seiner Zeit auseinander.53 DabeigelangteMusil zudemironischgefärbtenSchluss: DieunerläßlichsteVoraussetzung,umeinGroßschriftsteller zuwerden,bleibt alsodie, daß man Bücher oder Theaterstücke schreibt, die sich für hoch und niedrig eignen. Manmußwirken, ehemandasGutewirkenkann;dieserGrundsatz ist derBodeneines jeden Großschriftstellerdaseins. Und das ist ein wundersames, gegen die Versuchun- gender Einsamkeit gerichtetes Prinzip, geradezudasGoetheschePrinzipdesWirkens, daßman sichnur in der freundlichenWelt regenmüsse, so kommedann alles andere vonselbst.54 Mit Bezug auf Thomas Manns Betrachtungen eines Unpolitischen (1918) hebt Wolf das Verfahren der „doppelten Optik“ als entscheidendes Erfolgsfaktum hervor.Der literarischeDoppelerfolggründeaufdemPrinzip, sowohlden„Ar- tisten“als auchden „Bürger“mit einemWerkanzusprechen.55 ThomasMann formulierte gegenüber Schaukal ganz ähnlich sein Anliegen, nicht nur von einer „Corona von Universitätsprofessoren“ gerühmt zu werden,56 sondern auch „aus dem Publicum“ Lob zu erhalten. „Ein ganz Naiver schrieb: ‚Sie haben es verstanden, [. . .] mir und jedenfalls vielen anderen Durchschnitts- menschen Schiller menschlich so nahe zu bringen, wie er selbst es nie ver- mochthat‘“,umdannzufrieden festzustellen:„Waswill ichmehr?“57 Der Doppelerfolg gelinge, so Musils ironischer Seitenhieb auf Thomas Mann,mit einemnational ausgerichtetenWirken inden „Großschriftstellerfel- dern“, in dem in erster Linie „Essayisten, Biographen und Schnellhistoriker [reüssieren],die ihrBedürfnisaneinemgroßenMannverrichten.“58 Wolf kommt zu dem auch für die Untersuchung Schaukals wesentlichen Schluss,dassMusil versuchthabe,deneigenenAutonomieansprüchen treuzu 53 Vgl.Wolf:KakanienalsGesellschaftskonstruktion,S. 1028. 54 Musil:DerMannohneEigenschaften,S. 185. 55Wolf:KakanienalsGesellschaftskonstruktion,S. 1028,Fußnote692. 56 Brief Manns vom 30. April 1905 an Schaukal, in: Girardi (Hg.): ThomasMann: Briefe an RichardSchaukal,S. 102 (TMSch70). 57 BriefManns vom13.Mai 1905 anSchaukal, in: Girardi (Hg.): ThomasMann: Briefe anRi- chardSchaukal,S. 103 (TMSch71). 58 Musil:DerMannohneEigenschaften,S. 186. 1 VerlagsstrukturenundVerlagsnetzwerke 107
zurück zum  Buch Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne"
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
Weiteres Belletristik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne