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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Julia Köstenberger46 In Österreich kippte zudem Anfang der 1930er Jahre die öffentliche Stim- mung zuungunsten der UdSSR. Die Kampagne der Kirche gegen Religionsver- folgungen in der UdSSR ließ konservative Kreise mehr als zuvor Distanz halten. So verließ Vorsitzender Joseph Marx die ÖG, und ein repräsentativer, „unpoliti- scher“ Ersatz nach den Vorstellungen Moskaus fand sich nicht. Sehr zum Ärger der VOKS übernahm Anfang 1932 Adolf Vetter, Leiter des Gewerbeförderungs- institutes der Gemeinde Wien und Mitglied des Österreichischen Werkbundes sowie der SDAPÖ, diese Funktion. Denn die VOKS wünschte die entschiedene Zurückdrängung der Sozialdemokraten aus der ÖG und eine verstärkte poli- tische Instrumentalisierung des Vereins für die Kampagnen der UdSSR. Doch diese Vorgabe ignorierte die Realität und die Furcht der Aktivisten vor dem Ver- lust des Arbeitsplatzes in der Weltwirtschaftskrise.65 Immerhin kamen noch wei- tere Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem Hagenbund beziehungsweise mit Otto Kallir-Nirenstein und dessen Neuer Galerie zustande:  1930 die Schau Russische Kunst von heute und 1931 Kunst im Arbeiterleben. 1931 bot Otto Neu- rath einer Ausstellung über das sowjetische Kinderbuch im Gesellschaft- und Wirtschaftsmuseum Raum. Die letzten Höhepunkte ergaben sich im Zusam- menhang mit verschiedenen Tourneen und internationalen Vortragsreisen:  das zweite Gastspiel von Aleksandr Tairov 1930, die Vorträge des bekannten Polar- forschers Rudol’f Samojlovič 1930 und 1931 und der Besuch des Volkskommis- sars Anatolij Lunačarskij 1931.66 In dieser Phase gab es, soweit bekannt ist, nur ein sowjetisches Musikgastspiel in Österreich:  Dirigent Nikolaj Mal’ko hielt sich im Jänner 1930 in Wien auf, als ihn die Nachricht ereilte, dass in Moskau das Gerücht umging, er wolle nicht mehr in die UdSSR zurückkehren. Mal’ko wurde die Frist für die Auslandsreise nicht verlängert, Interventionen der sowjetischen Gesandtschaft in Wien für den Dirigenten waren erfolglos,67 und Mal’ko zog es dann auch tatsächlich vor, im Ausland zu bleiben.68 Der Sozialistische Realismus als neue Leitlinie in der Kunst 65 Vgl. ebd., S.  245f. 66 Vgl. ebd., S.  243–246. 67 Am 25.1.1930 trat Mal’ko vor dem Wiener Arbeitersymphoniekonzert auf (vgl. dazu:  Muzyka i revoljucija, H.  13/1928, S.  45; AVP RF 05/10/59/32, 1–3:  Protokoll- buch Jurenev 17.–27.1.1930; GARF R-5283/1a/142, 4:  Riš an Petrov, 31.1.1930; ebd., 7:  VOKS an Riš, 1.3.1930). 68 Vgl. Svetlana Savenko:  Die Rezeption emigrierter russischer Komponisten in der UdSSR. In:  Friedrich Geiger/John Eckhard (Hgg.):  Musik zwischen Emigration und Stalinismus. Russische Komponisten in den 1930er und 1940er Jahren. Stuttgart-Wei- mar:  Metzler 2004, S.  161.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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