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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Primus-Heinz Kucher66 Gedichte, Hymnen auf die menschliche Güte, vor allem jenes Drama der Brü- derlichkeit, von der ich träumte, in russischem Gewande (ein Zeichen der Zeit) mit dem Titel Tanja.“3 Der Großteil der zeitgenössischen Kritiker, die das Stück im Zuge seiner fünf Wiener Aufführungen sah, rezipierte es als Reflex auf die Veränderungen in Russland, wobei die Breite der Reaktionen wohl auch der Ver- bindung aus expressionistischer Sprache mit ethischer und politischer Thematik geschuldet war:  Von der Arbeiter-Zeitung über den expressionistischen Aufbau und den (klar links positionierten) Becsi Magyar Ujsag, die Satire-Zeitschrift Kikeriki, die liberale Neue Freie Presse, die katholisch-konservative Reichspost bis hin zur Wiener Zeitung spannte sich ein bemerkenswerter Bogen, in dem ein entsprechend breites Spektrum an Einschätzungen, darunter auch harsche Ver- werfungen, artikuliert wurden. Während der Kritiker der Wiener Zeitung „dieses Stück wildestes Revoluti- onsrußland“ als „in viel zu viele tönende, hallende Worte eingehüllt“,4 das heißt zu expressionistisch eingefärbt wahrnahm, warf das Neue 8 Uhr Blatt explizit die Frage auf:  „[W] ozu dichtet man so dämonisch-expressionistisch“, um die im Stück identifizierbaren Revolutionssymbole auf den Status von „billigen und geschmacklosen Effekten“ zu reduzieren.5 Überraschenderweise lobte der Kriti- ker des Kikeriki das „Problem des Sittlichen im Menschen“, im Besonderen den „endlichen Sieg des Guten durch reine, opferfähige Liebe“ ebenso als gelungen gestaltet wie den Umstand, dass „dieses Thema in eigenartiger Weise (stofflich und bühnentechnisch) äußerst wirksam gelöst“ worden sei. Zudem sei es von Ida Roland in der Hauptrolle getragen worden, welche eine „neue Glanzleistung“ geboten hätte, weshalb das Stück „tiefen Eindruck“ hinterlassen habe.6 Dagegen verwarf es Robert Müller als gleichermaßen „kraß“ sowie als „dramaturgisches Versagen“, wobei das „Russische […] Seelenkulisse“ [ist].7 Von „überragenden 3 Ernst Weiß:  Bruchstücke einer Autobiographie. Notizen über mich selbst. Online unter:  http://gutenberg.spiegel.de/buch/-4406/1 (letzter Zugriff:  26.9.2016) 4 N.N.:  Deutsches Volkstheater. In:  Wiener Zeitung (Wiener Abendpost, 24.12.1919), S.  22. 5 –tt–:  Deutsches Volkstheater. In:  Neues 8 Uhr Blatt (24.12.1919), S.  4. 6 N.N.:  [o.T.]. In:  Kikeri, (11.1.1920), S.  6; ähnlich auch in der konservativ-klerikalen Reichspost (24.12.1919), S.  6, wo es u.a. hieß:  „jedes Bild vollgestopft mit lärmendem, gräßlichem Geschehen“. 7 Robert Müller:  Tanja. In:  ders.:  Neue Wirtschaft. H.  3 (1919–20), zit. nach:  ders.:  Briefe und Verstreutes. Mit einer unveröffentlichten Gedenkrede auf Robert Müller von Albert Paris Gütersloh. Hgg. von Eva Reichmann in Zusammenarb. mit Thomas Schwarz. Paderborn:  Igel 2997, S.  163–168, bs. S.  164 u.  167.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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