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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Primus-Heinz Kucher76 die, wiewohl eher unbeabsichtigt, visionär vorausgreift. Indem er ihr einerseits lächelnd zustimmt  – letzteres mit Seitenblick auf die bei Trotzki eingeräumte Lehrzeit, „notgedrungen beim [Klassen-]Feind“  –, konstatiert er die Gefährlich- keit dieser Perspektive und stempelt ihn, noch vor dem Einsetzen der Parteikam- pagne, zu einem Abweichler, zu einem „Rechten“.33 Eine weitere Ebene der Auseinandersetzung mit Aspekten russisch-sow- jetischer Kultur und künstlerischen Entwicklungen bot einerseits die Bespre- chungstätigkeit Lanias in der Arbeiter-Zeitung, andererseits, noch wichtiger, seine Filmarbeit Ende der 1920er Jahre. 1926 und 1928 stellte der russische Avantgardist Dziga Vertov, ein „unermüdlicher Entdecker filmischer Aus- drucksweisen“,34 jene beiden Filme fertig, die das Konzept des ‚Kinoglaz‘, des revolutionären dokumentarischen Kino-Auges, erstmals konsequent durchge- staltet haben:  Sestaja cast mira (dt. Ein Sechstel der Erde) sowie Odinnadtzky (Das elfte Jahr). Oft als visuelle Symphonie bezeichnet, widmet sich letztgenannter der Industrialisierung der Ukraine durch den Bau der großen Wasserkraftwerke am Fluss Djnepr. Unter Verwendung von Materialien aus diesem Film sowie ihnen zur Verfügung stehender Archiv- beziehungsweise Schnittmaterialien legten der Dokumentarfilmer Albrecht Viktor Blum und Leo Lania einen als eigenes Werk deklarierten Montagefilm unter dem Titel Im Schatten der Maschine vor. Dieser kam 1928, knapp vor der Vorführung von Vertovs Film, als erster Beitrag des von Willi Münzenberg maßgeblich finanzierten Volksfilmverbandes in Deutsch- land und Österreich in ausgewählten Kinos zur Vorführung.35 In Wien wurde er sowohl von Fritz Rosenfeld als auch von Ernst Fischer als wegweisender Beitrag zur proletarischen dokumentarischen Filmkunst, insbesondere aufgrund einer sichtbar werdenden Dominanz des Maschinellen über die menschliche Arbeit sowie als Vision kapitalistischer Produktionsweisen und zunehmender Entfrem- dung, aufgenommen, während in Berlin Vertov gegen diese Vorgangsweise der Re-Montage, für ihn ein Plagiat, heftig protestierte.36 Dass die beiden Filme doch 33 Leo Lania:  Der Feldherr als Ästhet. In:  Prager Tagblatt (9.7.1924), S.  3. 34 Vgl. dazu die Besprechung anlässlich der ersten DVD-Ausgabe, die beide Filme enthält:  Dominik Kamalzadeh:  Die Wellen einer Revolution. In:  Der Standard (12.2.2010), online unter:  http://derstandard.at/1265828190133/Die-Wellen-einer- Revolution (letzter Zugriff:  30.10.2016). 35 Vgl. Jeanpaul Goergen:  Bildschneider und Tatsachenfilmer. Filme von Albrecht Viktor Blum (1928–1930). In:  Filmblatt 16/2001, S.  4–10, online unter:  http://www.filmblatt. de/pdf/FB16.pdf (letzter Zugriff:  30.10.2016). 36 Vgl. ebd., S.  4, bzw. Nina Power:  Vertov’s World. In:  Film Quarterly, Nr.  4/2010, S.  65– 69; Fritz Rosenfeld:  Zwei Filme der Wirklichkeit. In:  Arbeiter-Zeitung (17.5.1929),
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹