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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Russlandbilder bei Weiß, Musil, Lania und Rundt 77 unterschiedliche Akzente setzen, wird nicht nur im Zuge eines Vergleichs der kürzlich restaurierten Filmversionen deutlich. Die bei Vertov affirmativ akzen- tuierte und ästhetisierte Perspektive der Industrialisierungsdynamik, sichtbar in gewaltigen Maschinenbildern und beeindruckenden Kameraperspektiven, hat zum Beispiel Fischer anhand des Blum-Lania-Kurzfilms gegenteilig aufgenom- men:  als subtile Aufforderung zur „Rebellion gegen eine Gesellschaftsordnung, die den Menschen acht Stunden lang an die Maschine kettet und ihn am Ende unter die Räder wirft, die er einst mit großer Geduld bediente!“37 Wie immer man den Umstand des plagiat verdächtigen Umgangs mit bereits verwendetem, aber durch die Re-Montage auch erst zugänglich gewordenen Filmmaterials beurteilen mag, für die Filmgeschichte ergibt diese Konstellation interessante Einsichten:  erstens auf der materiellen Ebene die Rettung und somit Kenntnis von Filmsequenzen, die sonst verloren gegangen wären, und zweitens, vielleicht wichtiger, das visuelle Potential dieser Sequenzen, das durch Schnitte und Mon- tagen offenbar unterschiedliche, auch gegenläufige Wirkungen und Intentionen erzielen beziehungsweise bedienen konnte.38 Insofern fügt sich der Film und dessen Zustandekommen in die  – wie schon im Fall des Trotzki-Feuilletons  – ideologiekritische und im Ansatz subversive Strategie Lanias, auf ästhetisch- politische Grundsatzkonzepte mit eigenwilligen Interpretationen zu reagieren. 4 Amerika-Russland-Konfigurationen Nahezu zeitgleich zu Lili Körbers Reportage-Bericht Eine Frau erlebt den roten Alltag erschien 1932, ebenfalls bei Ernst Rowohlt, das ‚Russlandbuch‘ Der Mensch wird umgebaut von Arthur Rundt, der zuvor mit dem Band Amerika ist anders (1926) sowie dem ebenfalls gesellschaftliche Aspekte in den USA behandelnden Fortsetzungsroman Marylin in der Neuen Freien Presse hervorgetreten war.39 Mit Rundt verbanden zeitgenössische Leserinnen und Leser keine ideologischen Vorerwartungen, und sein Amerika-Band ließ sich weder in die Gruppe der durch Technodynamik in Bann geschlagenen Euphoriker reihen, noch in jene S.  7; Ernst Fischer:  Im Schatten der Maschinen. In:  Arbeiter-Zeitung (19.5.1929), S.  17f. 37 Ernst Fischer:  Im Schatten der Maschinen. In:  Arbeiter-Zeitung (19.5.1929), S.  17f. 38 Vgl. Power, Vertov’s World, S.  68f. 39 Zu Rundt vgl. Evelyne Polt-Heinzl:  Arthur Rundt. Online unter:  http://litkult1920er. aau.at/?q=lexikon/rundt-arthur (letzter Zugriff:  31.10.2016) sowie Primus-Heinz Kucher:  Arthur Rundt (1881–1939). In:  Literatur und Kritik. H.  513–514/2017, S.  99–109, bes. S.  100f.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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