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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Miszellen zum Amerika-Russland-Diskurs 101 werden dabei immer wieder als negative Kontrastfolie beschworen.15 Um etwa den ‚Umbau‘ von Zuwanderern in idealtypische Sozialisten zu veranschaulichen, wählt Haydu als Fallbeispiel „Miß Eve“, eine 18-jährige wohlstandsverwahr- loste Newyorkerin, die aus Fadesse auf Reisen gegangen, in Russland „in eine Versammlung der Jungkommunisten“ geraten  – und geblieben ist. Miß Eve sei nunmehr überzeugte Kommunistin,16 wie zahllose andere Amerikaner auch:  Sie haben die „Hoffnung verloren, das Leben in dem amerikanischen Eldorado wei- terfristen zu können“.17 Um die Durchschlagskraft des Sozialismus hervorzukehren, verschlug es Haydu wohl nicht von ungefähr auf ‚Konvertiten‘ aus den Vereinigten Staaten, in denen ein ‚Red Scare‘ die politische Szenerie mit prägte.18 Als US-amerikanisches Spezifikum erläuterte Alfred Tyrnauer um 1926 potenziellen österreichischen Auswanderern, dass sich in den USA keine „politische Arbeiterbewegung“ for- miert habe; „sogar die schlechtestbezahlten amerikanischen Arbeiter [sind] in europäischem Sinne Kapitalisten“.19 3 Im „halbasiatischen Märchenland“:  Zu Theodore Dreisers travelogues Dass die US-amerikanische Sozialismus-Skepsis im bürgerlich-liberalen Lager mit Wohlwollen beobachtet wurde, davon zeugen die Erwartungen, die etwa seitens der Neuen Freien Presse Theodore Dreisers Russlandreise von 1927 ent- gegengebracht wurden. Im Oktober 1928 würdigte Felix Salten das Schaffen des US-amerikanischen Romanciers für das bürgerliche Leitorgan Wiens als „längst schon notwendiges Gegengewicht zur zermalmenden, auflösenden Dichtung der Russen“, als Remedium gegen die „Jahrzehnte dauernde Vergiftung der deut- schen, der europäischen Seele durch Tolstoi und Dostojewski“.20 In seinen Wort- meldungen über die Reise, die in der ersten Hälfte des Jahres in der Neuen Freien 15 Gleich zu Beginn wird das industrialisierte Morden in den legendären Chicagoer Schlachthäusern thematisiert und mit Einrichtungen in Moskau verglichen; vgl. ebd., S.  11f. 16 Vgl. ebd., S.  212. 17 Ebd., S.  214. 18 Darüber wurden „Freunde und Leser in Rußland“ z.B.  in einem in der Übersetzung von Hermynia Zur Mühlen veröffentlichten Offenen Brief orientiert von:  Upton Sin- clair:  Rußland und der Krieg. In:  Die Weltbühne, Nr.  25/1927, S.  978f. 19 Alfred Tyrnauer:  Amerika und seine Einwanderer. Wien–Leipzig:  Braumüller 1926, S.  28f. 20 Felix Salten:  Ein großer amerikanischer Erzähler. In:  NFP (7.10.1928), S.  1–4.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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