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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 158 -
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Katja Plachov158 seitens der Leserinnen und Leser.27 Die Einleitung zu Geist und Gesicht offenbart somit zum einen das Selbstverständnis Fülöp-Millers als Verfasser und spie- gelt zum anderen die Erwartungshaltungen des Lesepublikums wider, die für Autoren von Texten mit Bezug zur Sowjetunion wohl zu berücksichtigen waren; „schließlich ist auch der Konkurrenzdruck innerhalb der Reportageliteratur nicht zu unterschätzen, beanspruchte doch jeder der vielen Russlandreisenden, die Wahrheit gesehen und beschrieben zu haben.“28 Im Gegensatz zu anderen Russlandreiseberichten, etwa zu Alfons Paquets Im kommunistischen Rußland (1919) oder Arthur Holitschers Drei Monate in Sowjet- Rußland (1921), wählt Fülöp-Miller weder in der Einleitung noch im Haupttext die Ich-Perspektive für seine Darstellungen und verzichtet auf direkte Adressie- rungen seiner Leser. Durch die Vermeidung eines „autoptischen“ Erzählprin- zips, bei dem die Verfasser formelhaft ihre Augenzeugenschaft beteuern (‚Ich habe es gesehen und erlebt‘) und damit die Leser in den Stand zweiter Augen- zeugen erheben,29 grenzt sich Fülöp-Miller formal von vielen zeitgenössischen Reiseberichterstattern ab. Der Text scheint eher einen wissenschaftlich-komple- xen Stil imitieren zu wollen und enthält gleichzeitig auch viele Redundanzen sowie stark wertende Passagen. Fülöp-Miller nutzt die einleitenden Bemerkungen zudem, um auf die Foto- grafie als konstitutivem Bestandteil der Publikation hinzuweisen, die mit „unbe- irrbare[r] Verläßlichkeit […] als dokumentarische Unterlage für das Gesagte“ diene.30 Viele Momente, die fotografisch festgehalten worden seien, kehren nie mehr wieder und seien daher als „kostbare historische Dokumente“ zu betrachten.31 Fülöp-Miller verleiht den Abbildungen damit eine dokumenta- rische sowie den Wahrheitsgehalt des Gesagten legitimierende Funktion und reklamiert dadurch für sein Werk eine nachhaltige historische Qualität. In der bereits erwähnten Studie über deutschsprachige Reportagen zu Sowjetrussland hat Bernhard Furler bereits den „Glaube[n] an die alles überzeugende Beweis- kraft des Bildes“,32 an den auch Fülöp-Miller in seiner Einleitung appelliert, in 27 Bernhard Furler:  Augen-Schein. Deutschsprachige Reportagen über Sowjetrußland 1917–1939. Frankfurt a.M.:  Athenäum 1987, S.  18. 28 Ebd., S.  33 und 36. Hier wird Bezug genommen auf die Vorworte in:  Alfons Paquets Im kommunistischen Russland (1919) und Arthur Holitschers Drei Monate in Sowjet- Russland (1921). 29 Vgl. ebd., S.  30. 30 Fülöp-Miller, Geist und Gesicht, S.  II. 31 Ebd. 32 Furler, Augen-Schein, S.  63.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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