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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Marco Hoffmann240 Nachfolgend sei der Versuch unternommen, einigen Merkmalen dieser teils disparaten Strömungen in der Musik nachzuspüren und sie in Beziehung zu der Oper Maschinist Hopkins, Brands bedeutendstem Erfolg, zu setzen. Dass die Zusammenschau der beiden kulturell eigenen Welten einer pers- pektivischen Spurensuche gleichkommt, muss von Beginn an festgehalten wer- den:  Brands Werk steht in mehrschichtigen kulturellen Traditionslinien, die ein Netzwerk vielfältiger, manchmal aber auch schwer bestimmbarer Bezüge bieten. Um das „Russische“ in Brands Monumental-Opus zu orten, muss die Spurensu- che auch in Russland  – zu zunächst vorrevolutionären Zeiten  – beginnen. 1 Futuristisch motivierte Strömungen im (vor-)revolutionären Russland Als am 3.  Dezember  1913 im Lunapark-Theater in Sankt Petersburg eine neue Oper mit dem Titel Sieg über die Sonne Premiere feierte, sollte sie  – ganz im Sinne des Schöpfers, in diesem Fall gar Schöpferkollektivs2  – auch ein Sieg über das Publikum sein. Offensiv provokante Interaktionen zwischen den agierenden Musikern und Schauspielern und aggressiv reagierenden Zuschauern zeugten davon unmittelbar.3 Wie ist ein solcher Akt der Verweigerung gegenüber tra- dierten Normen des Kulturlebens im Spiegel der Musikgeschichte zu bewerten? Als russische Antizipation eines bald aufkommenden Dadaismus?4 Als eine Art Skandalkonzert, von denen das Jahr 1913 schon einige als seismographische 2 Tatsächlich war die Arbeit an der Oper in allen Bereichen ihrer interdisziplinären Anlage aufgesplittert:  Um das Libretto kümmerte sich der Dichter Alexei J.  Krutscho- nych, welcher ein Jahr zuvor u.a. mit Vladimir Majakovskij das Manifest Eine Ohrfeige dem allgemeinen Geschmack veröffentlicht hatte und später gemeinsam mit Velimir Chlebnikow die Kunstsprache „Zaum“ entwickelte. Letzterer wirkte auch am Libretto der Oper mit und dichtete den Prolog. Für die Musik zeichnete Michail Matjušin verantwortlich, der u.a. als Violinist im Hoforchester von Sankt Petersburg agierte, zudem auf dem Gebiet der bildenden Kunst bewandert und in regem Austausch mit Kasimir S.  Malewitsch stand. Dieser entwickelte die bildnerischen Bühnenelemente und die Kostüme der Oper (vgl. Felix Philipp Ingold:  Der große Bruch. Russland im Epochenjahr 1913. Kultur, Gesellschaft, Politik. München:  C.H. Beck 2000, S.  126). 3 Vgl. ebd., S.  129. 4 Die knapp drei Jahre später in Zürich u.a. von Hugo Ball und Hans Arp gegründete Bewegung lässt viele Schnittpunkte mit dem Großprojekt Sieg über die Sonne zu, nicht zuletzt durch die Anwendung a-semantischer sprachlicher Verfahren.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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