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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 275 -
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Russische Musik im Wiener Verlag Universal-Edition 275 „musikalischer Bolschewismus“.32 Die Erwartungen gegenüber der Musik von „echten Bolschewiken“33 erwiesen sich in der realen Begegnung in vielen Fällen als völlig falsch. Die Mehrzahl der in der Tabelle erwähnten Komponisten waren keine Avantgardisten, sondern eher Modernisten der post-Skrjabin’schen Strö- mung. Neben einem traditionalistischen Romantiker wie Aleksandr Grečaninov lassen sich aus der Retrospektive lediglich der junge Aleksandr Mosolov und der junge Dmitrij Šostakovič als veritable Avantgardisten rubrizieren. Zirka zwei Jahre nach Beginn der Zusammenarbeit von Meždunarodnaja kniga und der UE wurde das erste gemeinsame Projekt realisiert:  Im Januar 1925, als die UE die Erstausgabe der Studien- und Dirigierpartitur der Sechs- ten Sinfonie von Mjaskovskij vorbereitete, führte der Verlag Verhandlungen mit Muzykal’nyj sektor Gosudarstvennogo izdatel’stva (dt.:  Musiksektor des Staat- lichen Verlages, kurz:  Muzsektor Gozisdat) bezüglich des Drucks der Orches- terstimmen des Werks in Russland.34 Offenbar waren die Verhandlungen erfolgreich:  Die Noten wurden in Moskau herausgegeben. Die Sechste war die einzige der von der UE verlegten Sinfonien Mjaskovsijs, deren Noten nicht in Wien gedruckt wurden. Nachdem die UE begonnen hatte, Mjaskovskij zu ver- legen, beschloss der Verlag, auch die Rechte für seine bereits veröffentlichten Werke zu erwerben. Als Mittelsmann zu dem Moskauer Verlag trat Vladimir Deržanovskij auf. Der Wunsch, aus Moskau in erster Linie die Noten der durch die Wiener Ausgaben bereits bekannten Komponisten zu erhalten, wurde wie- derholt in Briefen nach Moskau kommuniziert.35 Im Februar 1925 bahnte sich eine weitere Zusammenarbeit des Wiener Ver- lags mit Muzsektor an. Muzsektor bot über Deržanovskij einige alte Ausgaben, die man vom Verlag Jurgenson erworben hatte, zum Verkauf an. Allerdings war nicht nur Muzsektor der Nachfolger von Jurgenson, sondern auch der bereits 32 Vgl. Eckhart John:  Musikbolschewismus. Die Politisierung der Musik in Deutschland 1918–1938. Stuttgart–Weimar:  Metzler 1994; vgl. dazu die Rezension von Eleonore Büning:  http://www.zeit.de/1994/45/tanz-den-bolschewiki/komplettansicht (Zugriff vom 10.5.2017). 33 So war eine Rezension zu den oben erwähnten Kammermusikkonzerten sowjetischer Komponisten betitelt, die im November des Jahres 1924 stattfanden (P. Bechert:  The Real Bolschevists. In:  Musical Courier, 1924, o.S. Dabei handelte es sich um einen Ausschnitt ohne genaue Quellenangabe; die Zeitschrift ist leider nicht mehr auffind- bar. 34 Vgl. Briefe Dzimitrovskijs an Mjaskovskij vom 7.  und 24.  Jänner  1925 (RGALI. Bestand 2040. Verzeichnis 2.  Akte 140. Blätter 5, 6). 35 Vgl. z.B. Brief Dzimitrovskijs an Deržanovskij vom 22.  Juli  1925 (VMOMK benannt nach Michail Glinka. Bestand 3.  Nr.  1045. Blatt 1).
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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