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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 298 -
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Omasta und Mayr298 War damals [1926] die Musik Untermalung und Ausdeutung des Films, so ist sie heute, soweit sie nicht vom natürlichen Geräusch verdrängt wird, nur Steigerung des Rhyth- mus. Beim Panzerkreuzer Potemkin ist Steigerung des Rhythmus aber Steigerung der revolutionären Wirkung. Und darum verdient dieser sachkundig und geschmackvoll unternommene Synchronisierungsversuch, bei seinen unumgänglichen Mängeln, unse- ren Dank und unsere Förderung.24 In den Filmblättern fällt die Auseinandersetzung mit dem Tonfilm-Potemkin eher kursorisch aus. „Der meisterhafte Film übte wieder dieselbe starke Wirkung aus wie vor Jahren“, befindet die Österreichische Filmzeitung. „Die Synchronisie- rung ist im allgemeinen [sic] recht gut gelungen, eine Reihe von Szenen wird durch die Untermalung mit Geräuschen noch eindrucksvoller. Manchmal stört allerdings ein Allzuviel an Musik, Lärm und Stimmengewirr.“25 In manchen Bei- trägen, wie etwa jenem im Kinojournal, scheint nur die Inhaltsangabe von 1926 um einen Halbsatz ergänzt:  „Die künstlerischen Leistungen sind meisterhaft und werden durch die phonetische Unterstützung dieses überwältigenden Sprech- und Tonfilms noch gesteigert.“26 Und die viel gelesenen Paimannʼs Filmlisten urteilen: Die tönende Fassung bringt […] eine geschlossene Bildfolge, szenenweise durch die Stimme eines Sprechers erläutert, oft auch durch kurze Dialoge, deren Nachsynchroni- sation allerdings als Minus zu werten [ist]. Dagegen bringen die Meiselʼsche Begleitmu- sik, Sprechchöre und sonstige klangliche Untermalungen Leben ins Bild.27 Während also Meisels Score stets lobende Erwähnung findet und die Geräusch- effekte immerhin manchmal positiv bewertet werden, stößt die Synchronisation der russischen Schiffsbesatzung durch Schauspieler der Piscator-Bühne durch- weg auf Ablehnung. Zudem gebricht es den deutschen Dialogfetzen nicht an Red- undanzen:  „Da! Alles Würmer!“, beklagt sich ein Matrose in astreinem Deutsch über den Fraß an Bord. „Das sollen Würmer sein?“, deklamiert ein zaristischer Offizier sarkastisch:  „Das ist ja lächerlich! Das Fleisch ist ausgezeichnet!“ Die Tonfassung des Potemkins läuft am 23.  September  1930 in Wien an. Gezeigt wird er lediglich in zwei Kinos, dem Kolosseum am Alsergrund und dem Lux-Ton-Palastkino, das trotz seines hochtrabenden Namens in der Ottakringer Vorstadt gelegen ist. Die in den Zeitungen geschalteten Inse- rate bewerben den Potemkin „als Sprech- und Tonfilm in deutscher Sprache“ 24 Ebd. 25 N.N.:  „Potemkin“ tönend. In:  Österreichische Filmzeitung, Nr.  36/1930, S.  12. 26 N.N.:  Tonfilm-Premieren:  Panzerkreuzer Potemkin. In:  Kinojournal (6.9.1930), S.  8. 27 N.N.:  Panzerkreuzer Potemkin. In:  Paimann’s Filmlisten, H.  752/1930, S.  130.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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