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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 302 -
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Evelyne Polt-Heinzl302 andernorts gab es auch hier aktive Biotope, Gruppierungen und Einzelkämp- ferInnen, die den Anschluss an die internationale Entwicklung fanden und das Projekt der produktiven Aneignung der Moderne beförderten. Noch in einem 1994 erschienenen Band werden konservative bis reaktionäre Stellungnahmen zusammengetragen, wenn es um einen Beweis für die Rückschrittlichkeit des österreichischen Kulturbetriebs geht. Doch, dass Oskar Kokoschkas Gobelin- Entwürfe 1908 Irritationen hervorriefen, „ein Jahr nach dem Entstehen von Pablo Picassos ‚Demoiselles d’Avignon‘ “,2 sagt eigentlich nichts aus. Denn auch in Frankreich stieß Picasso nicht selten auf Unverständnis, so wie in Österreich Kokoschkas Bedeutung in fortschrittlichen Kreisen unbestritten war. Selbst die These der „sich ausbreitenden Kunstfeindlichkeit und Provinzialität“3 im Aus- trofaschismus ist etwas differenzierter zu sehen, immerhin war ein führender Kulturfunktionär der Vaterländischen Front Carry Hauser. Trotzdem fixieren die ersten Bestandsaufnahmen zum Thema Zwischen- kriegszeit Anfang der 1980er Jahre ein Bild der „Stagnation und Orientierungs- losigkeit“,4 auch indem sie den Eisernen Vorhang gleichsam einen Weltkrieg vorverlegen. Aus der nationalen Kränkung über den Verlust breiter Teile des einstigen Staatsgebiets der Monarchie wird im Rückblick eine radikale Isola- tion. „Kontakte waren unterbrochen, die sich nicht wieder aufnehmen ließen, Österreich, das Restösterreich der Ersten Republik war auf künstlerischem Gebiet in einer Weise isoliert wie kaum je zuvor“,5 schreibt Wieland Schmied 1983, so als wären nicht weiterhin das Prager Tagblatt oder der Pester Lloyd in allen Kaffeehäusern aufgelegen und KünstlerInnen beliebige Reiseoptionen offen gestanden. Dieses im Rückblick konstruierte Bild hat auch mit der ausschließlichen Orientierung der kunsthistorischen Wertungs- und Periodisierungsmarken auf die westlichen Metropolen zu tun. Doch die Moderne-Rezeption in der Ersten Republik hatte auch eine Ressource in den Zentren der implodierten Donau- monarchie, die vor allem die Künstlervereinigung Hagenbund in Ausstellungen 2 Michaela Pappernigg:  Absperrung und Einsperrung. Einfluß der internationalen Moderne in Österreich 1918–1938. In:  Jan Tabor (Hg.):  Kunst und Diktatur. Archi- tektur, Bildhauerei und Malerei in Österreich, Deutschland, Italien und der Sowjet- union 1922–1956. Bd.  1. Baden:  Grasl 1994, S.  106–111, zit. S.  106. 3 Wieland Schmied:  Die österreichische Malerei in den Zwischenkriegsjahren. In:  Erika Weinzierl/Kurt Skalnik (Hgg.):  Österreich 1918–1938. Geschichte der Ersten Repu- blik. Bd.  2. Graz–Wien–Köln:  Styria 1983, S.  685–703, zit. S.  701. 4 Ebd., S.  685. 5 Ebd.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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