Seite - 54 - in Rudolf Eitelberger von Edelberg - Netzwerker der Kunstwelt
Bild der Seite - 54 -
Text der Seite - 54 -
54 Andrea Mayr
Im Zusammenhang mit einer vom Oberstkämmereramt initiierten Strategie zur He-
bung des künstlerischen Niveaus in der Graveurkunst23 muss Böhms zweiter Aufent-
halt in Italien gesehen werden : Durch den 1824 zum Oberstkämmerer ernannten Graf
Johann Rudolf Czernin von und zu Chudenitz (1757–1845) erhielt Böhm erneut eines
der vier kaiserlichen Graveurstipendien zugesprochen, das ihm von 1825 bis 1829 den
Aufenthalt im Palazzo Venezia in Rom ermöglichte.24 Nun hatte er sich ausdrücklich
in der »Medaillir Kunst«25 fortzubilden und arbeitete daher verstärkt an Porträts nach
der Natur. Böhm führte aber auch Gipskopien der Elgin Marbles aus.26 Innerhalb des
»Netzwerks deutscher Künstler« in Rom war er bestens eingebunden und hatte zu zahl-
reichen Malern – darunter Friedrich Overbeck, Eduard Jakob von Steinle und Franz
Kadlík
– sowie Bildhauern wie Josef Kähßmann Kontakt.27
1829 kehrte Böhm nach Wien zurück und wurde mit der Anfertigung der Stem-
pel für Medaillen mit stärker höfisch-offiziellem Charakter beauftragt, darunter für die
Krönung Erzherzog Ferdinands zum jüngeren König von Ungarn, die im September
1830 in Pressburg/Bratislava stattfinden sollte.28 Aufgrund der von Böhm gefertigten
Medaillen und der darin für ausgezeichnet anerkannten Fortschritte in der Graveur-
kunst verlieh ihm Kaiser Franz II. (I.) 1831 den Titel eines Kammermedailleurs.29 Ab
23 Durch finanzielle Anreize, wie die Ausschreibung von weiteren akademischen Wettbewerben und
die Zuerkennung von Preisgeldern, sollte das Können der Graveure gemessen und damit das Niveau
der Graveurkunst gehoben werden. Zusätzlich sollten junge, ambitionierte Talente durch individu-
elle Unterstützung und Ausbildung der Graveurkunst den notwendigen Aufschwung bringen. Vgl.
AT-OeStA/FHKA NHK MBW Akten
III. Abt. r.Nr.
5442 (1835), Z.
10736/1752.
24 AT-OeStA/FHKA MBW Präs Akten
19 (1840), Z.
184.
25 Das Schreiben von Josef Ellmaurer, ständiger Sekretär der k. k. Akademie der bildenden Künste
Wien, an Joseph Daniel Böhm, vom 11.09.1825, WBR, H.I.N.
66.957/2.
26 Vgl. Eitelberger, Josef Daniel Böhm (zit. Anm. 5), S. 189 f. und G. H., Ueber Herrn Böhm’s
Studien in Rom, in : Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst. Zweyter
Jahrgang (XXI. als Fortsetzung), Wien 1830, S.
205–210.
27 Vgl. Englmann, Josef Daniel Böhm (zit. Anm.
9), S.
7 und Eitelberger, Josef Daniel Böhm (zit.
Anm. 5), S. 189. Dies zeigt sich auch in späteren Briefen, in denen immer wieder von Böhm die
Rede ist, wie etwa in den Briefen von Eduard Jakob v. Steinle und Friedrich Overbeck. Vgl. hierzu
Mayr, Joseph Daniel Böhm (zit. Anm.
7), S.
10, S.
89.
28 Vgl. G.
F. Soltész/C. Tóth/G. Pálffy (Hg.), Coronatio Hungarica in Nummis. A magyar uralko-
dók koronázási érmei és zsetonjai (1508–1916), Magyar Nemzeti Múzeum, Budapest 2016, S.
262–
264. Böhm zeichnete hier für den Stempelschnitt der Krönungsmedaillen verantwortlich, die als
integrativer Teil für das Zeremoniell bestimmt waren. Vgl. E. Holzmair, Die offiziellen österreichi-
schen Krönungs- und Huldigungspfennige seit Kaiser Josef I., in : Jahrbuch der Kunsthistorischen
Sammlungen in Wien, 50 (1953), S.
199–210.
29 Die Verleihung des Kammermedailleurtitels erfolgte auf Antrag des Oberstkämmereramtes am
2. April 1831 unter Angabe seines Gehalts (1000 Gulden). Vgl. AT-OeStA/FHKA NHK MBW
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien