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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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Gernot Mayer 8UVSUXQJVVXFKH XQG ,GHQWLWlWVÀQGXQJ 'LH %LOGHU GHU %XUJ .DUOäWHMQ XQG GLH (UÀQGXQJ HQ GHU .XQVWJHVFKLFKWH LP -DKUKXQGHUW Im Hochsommer 1780 herrschte in Wien große Aufregung, als die Kisten aus Prag endlich eintrafen – ihr Inhalt versprach schließlich eine kunsthistorische Sensation: die ersten bekannten Beispiele der Ölmalerei. Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz- Rietberg war zur kaiser lichen Galerie im Oberen Belvedere geeilt, wo ihn Christian von Mechel bereits erwartete.1 Der Basler Kupferstecher Mechel, der unter der Ägide von Kaunitz damit beschäftigt war, den kaiser lichen Bilderbestand als „sichtbare Geschichte der Kunst“2 neuzuordnen, hatte bereits große Pläne für die Prager Bilder, die nun naturwissenschaftlich untersucht werden sollten. Mit Kaunitz kam wohl auch sein enger Freund Graf Giacomo Durazzo zum Belvedere, um diese Gemälde zu begutachten.3 Durazzo, der damals als Botschafter die kaiser lichen Interessen in Vene- dig vertrat, war wenige Wochen zuvor nach Wien gereist: Wollte er die Neuordnung der kaiser lichen Galerie mitverfolgen, die zum Ursprung der Ölmalerei führenden Bil- der aus Böhmen sehen oder hier doch bloß um den Erlass seiner Schulden ansuchen?4 Der Graf war jedenfalls selbst als Sammler sowie als Kunstagent im Dienste von Albert von Sachsen-Teschen mit der Konzeption von Ordnungssystemen beschäftigt.5 Zudem befand auch er sich eben zu dieser Zeit auf einer kunsthistorischen Ursprungssuche:6 1 Große Aufregung vermittelt jedenfalls ein Brief von Kaunitz an Mechel vom 31.  Juli 1780, kurz vor der Ankunft der Bilder; Brno, MZA, G 436 (Rodinný archiv Kouniců), K. 445, Inv. 4318, fol. 5. Vgl. dazu Gruber 2008, 203. Dieser Aufsatz basiert auf Ergebnissen der Dissertation des Autors: Mayer 2020. 2 Mechel 1783, XI. Zur Neuordnung der Wiener Gemäldesammlung und deren theoretischer Konzep- tion vgl. grundlegend: Meijers 1995 und Fischer 2013b. Zu Mechel allgemein vgl. Wüthrich 1956. 3 Zur Freundschaft zwischen Kaunitz und Durazzo vgl. Mayer 2017. 4 Letzteres berichtet der badische Gesandte Jakob Friedrich von Stockmayer aus Wien: „Le Comte Durazzo […] attendu depuis quelque tems, est enfin arrivé. […] Mais d’autres supposent en même tems, qu’étant fort endetté, il a choisi sous la faveur du Prince de Kauniz son ancien Ami, le tems de l’Absence de S.M. l’Empereur, pour venir solliciter notre liberale Souveraine, à payer ses dettes“; Stuttgart, Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv, A 10, 2, Stockmayer aus Wien, 3.  Juli 1780. Von Durazzos Ankunft in Wien berichtete auch der savoyische Botschafter: Durazzo wohne derzeit bei Kaunitz, „qui il a toujours été lié d’amitié“; Turin, Archivio di Stato, Lettere Ministri Austria, 98, Marquis Vivalda aus Wien, 24.  Juli 1780. 5 Zu Durazzos Tätigkeit für Albert von Sachsen-Teschen vgl. u. a.: Koschatzky 1963 a–c, ders. 1964, Santamaria 2012, 119–122, Michel 2014, 14–16. Mehrfach wurde die von Durazzo entwickelte Ord- nungssystematik mit jener Mechels verg lichen, etwa Meijers 1995, 149. 6 Allgemein zu den Suchen nach Ursprüngen im 18. Jahrhundert Hönes 2014, 16–25.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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