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Die Schulschließungen aus Sicht der Eltern
35Steuerungsinstrumente
und Evidenzquellen im Vergleich DDS, 17. Beiheft (2021)
Neben der rein technischen Ausstattung zuhause mussten sich Eltern und ihre
Kinder auch den spezifi schen Anforderungen des eigenständigen Lernens zuhau-
se stellen. Eltern von Grundschulkindern empfanden die Zeit der Schulschließungen
in der Tendenz als eher anstrengend und beängstigend (Porsch & Porsch, 2020,
S. 72). Insgesamt beschrieben über 40 Prozent der Eltern, dass sie sich mit Blick auf
die Betreuung und Lernbegleitung stark belastet fühlten (Huber et al., 2020, S. 82).
Ebenfalls berichteten die Schüler*innen selbst von Herausforderungen, unter ande-
rem bei der Strukturierung und Planung ihrer Tage (Huber et al., 2020, S. 83). Auch
die Kommunikation mit der Schule, die als wichtiger Faktor für gelingende Bildung
zählt (Krumm, 1996), verlief nicht immer reibungslos. Sowohl Absprachen mit Lehr-
kräft
en als auch die gegenseitige Erreichbarkeit waren mitunter schwierig herzustellen
(Huber et al., 2020, S. 83; Letzel, Pozas & Schneider, 2020, S. 160).
Neben familiären Faktoren, wie dem Bildungshintergrund (z. B. Stanat & Schneider,
2004), oder individuellen Faktoren, wie der Motivation (z. B. McElvany, Kortenbruck
& Becker, 2008), hängt der Lernerfolg auch von der Zeit ab, die investiert wird, um
sich neue Inhalte anzueignen (Schrader & Helmke, 2008). Aktuelle Befragungen zei-
gen, dass Schüler*innen während der Schulschließungen insgesamt weniger Zeit in
das aktive Lernen investierten als zu regulären Schulzeiten (Letzel et al., 2020, S. 169).
Eltern berichten jedoch auch, dass sie das Aufgabenpensum tendenziell als zu hoch
empfanden (Huber et al., 2020, S. 43).
Auf Basis früherer Studien ist zudem davon auszugehen, dass nicht nur die quanti-
tative Lernzeit, sondern auch die Qualität der Materialien und des Unterrichts für
den Erwerb und die Entwicklung von schulischen Kompetenzen relevant ist (Seidel
& Shavelson, 2007). Angesichts der Tatsache, dass der digitale Fernunterricht für
Schulen, Lehrkräft
e, Schüler*innen und Eltern eine neue Situation darstellte, ist die
Qualität des Lehrens und Lernens möglicherweise anders ausgeprägt und heteroge-
ner als im regulären Präsenzunterricht. Es kann davon ausgegangen werden, dass
mit geringerer Lernaktivität und ungewisser Qualität des Lehrens und Lernens auch
Einschränkungen im Lernfortschritt der Schüler*innen einhergehen. Demnach lässt
sich annehmen, dass der Erfolg des überwiegend eigenständigen Lernens zuhause un-
sicherer ist als in der Schule und stark von individuellen kognitiven und motivatio-
nalen Faktoren der Schüler*innen sowie familiären und schulischen Kontextfaktoren
abhängt.
Vor dem Hintergrund einer heterogenen Befundlage bzw. Unkenntnissen ob der
neuen Situation hat die vorliegende Studie das Ziel, die Lernsituation zuhause in
den ersten Wochen der Schulschließungen im Frühjahr 2020 anhand verschiedener
Indikatoren näher zu beschreiben. Hierzu werden ausgewählte Aspekte des Lernens
zuhause beleuchtet und mit individuellen und familiären Ausgangsbedingungen in
Verbindung gebracht. Der Fokus der nachfolgenden Analysen liegt darauf, wie sich
das Lernen der Schüler*innen zuhause aus der Sicht der Eltern gestaltete. Zum einen
Schule während der Corona-Pandemie
Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Titel
- Schule während der Corona-Pandemie
- Untertitel
- Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Autor
- Detlef Fickermann
- Herausgeber
- Benjamin Edelstein
- Verlag
- Waxmann Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-9331-5
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 236
- Schlagwörter
- Schule, Unterricht, Covid-19, Gerechtigkeit, Bibliografie, Lehre, Pandemie, Bildung, Studien
- Kategorien
- Coronavirus
- Recht und Politik