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Sonja Blum & Ivana Dobrotić
84 Steuerungsinstrumente und Evidenzquellen im
VergleichDDS,
17. Beiheft (2021)
auf die aktuelle Situation bei Kitas und Schulen im Zuge des erneuten Lockdowns im
Herbst 2020 werfen.
Je nach Form und Dauer der Schließungen und Wiederöff nungen sind unterschiedli-
che Eff
ekte zu erwarten, z. B. mit Blick auf die Risiken sozialer Bildungsungleichheiten
oder geschlechtsspezifi sch ungleicher Belastungen. Zwar ist das Präventionspotenzial
von Schulschließungen ein zentrales Th ema der epidemiologischen Forschung; an
einer systematischen Diff
erenzierung der verschiedenen Modi solcher Schließungen
und Wiederöff nungen mangelt es jedoch; außerdem haben ECEC gegenüber Schulen
weniger Aufmerksamkeit erfahren (Viner et al., 2020). Hier setzt unser konzeptio-
neller Rahmen an: Kapitel 2 stellt diesen Rahmen näher vor und erläutert die unter-
schiedlichen Typen der Kita- und Schulschließungen sowie Wiederöff nungen. Kapitel
3 wirft einen Blick auf die Reaktionen in vier ausgewählten europäischen Ländern:
Deutschland, Österreich, Irland sowie Slowenien. Kapitel 4 zieht ein kurzes Fazit.
2 Kita- und Schulschließungen als Reaktion auf die
COVID-19-Pandemie
Bestehende theoretisch-konzeptionelle Zugänge zur Bildungs- und Betreuungspolitik
sind nur begrenzt nutzbar, um die im Zuge der COVID-19-Pandemie getroff
enen
Maßnahmen zu erfassen, ist doch die globale Schließung von ECEC und Schulen in
der Geschichte moderner Wohlfahrtsstaaten beispiellos. Motive der Public Health,
also der öff
entlichen Gesundheit oder auch „Volksgesundheit“ (Loer, 2015) spielen in
der Bildungs- und Betreuungspolitik zu normalen Zeiten kaum eine Rolle. Nun aber
wählten die Länder – konfrontiert mit der Gefahr des neuartigen Coronavirus – eine
spezifi sche pandemische Präventionsstrategie, welche über die im Bereich der Kitas
und Schulen getroff
enen Maßnahmen (mit) bestimmte. Vor diesem Hintergrund ha-
ben wir in einem vor Kurzem erschienenen Artikel (Blum & Dobrotić, 2020) einen
konzeptionellen Rahmen entwickelt, der zwei Stränge zusammenführt: die von der
Public-Health-Forschung identifi zierten Präventionsansätze sowie die Forschung zu
bildungs- und betreuungspolitischen Motiven.
Generell diff
erenziert die Public-Health-Forschung zwischen einem (zielgruppen-
orientierten) Hochrisikoansatz sowie einem Bevölkerungsansatz der Prävention
(Rose, 2001). Die erste Strategie zielt auf Personen mit hohem Risiko ab (bei
COVID-19 z. B. ältere Menschen) und vermeidet generalisierte Interventionen. Die
zweite Strategie hingegen richtet sich an die Gesamtbevölkerung (z. B. mit Blick
auf COVID-19 durch Ausgangssperren und Regeln des „social distancing“). Ein
Bevölkerungsansatz der Prävention wird daher eher zu einer vollständigen Schließung
von Kitas und Schulen führen, während der Hochrisikoansatz dazu tendiert, die-
se Einrichtungen off
en zu halten. Es sind jedoch auch Mischansätze der Prävention
Schule während der Corona-Pandemie
Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Titel
- Schule während der Corona-Pandemie
- Untertitel
- Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Autor
- Detlef Fickermann
- Herausgeber
- Benjamin Edelstein
- Verlag
- Waxmann Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-9331-5
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 236
- Schlagwörter
- Schule, Unterricht, Covid-19, Gerechtigkeit, Bibliografie, Lehre, Pandemie, Bildung, Studien
- Kategorien
- Coronavirus
- Recht und Politik