Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Seite - 20 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 20 - in Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert

Bild der Seite - 20 -

Bild der Seite - 20 - in Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert

Text der Seite - 20 -

20 Francesco Caccamo ritär erachtete. Die vorhandenen Quellen zeigen jedoch ein komplett anderes Bild, das viel ungewisser und komplexer war. Obwohl es in den Jahrzenten davor vermehrt Anzeichen gab, die auf eine Auflösung der Habsburgermo- narchie hindeuteten, zeigte sich die italienische nationalliberale Führungs- schicht, die von großen taktischen und strategischen Unsicherheiten sowie von heftigen internen Debatten geplagt war, grundsätzlich unvorbereitet auf den Umgang mit dem Ende der Donaumonarchie. Mit der Pariser Konferenz machte sich auch noch das frustrierende Gefühl breit, dass den territorialen Forderungen nach den Gebieten an der östlichen Adria nicht gebührend Ach- tung geschenkt worden sei. Außerdem gibt es ein zusätzliches Detail, welches in den Dokumenten stellenweise zu finden ist. Dies mag vielleicht auf den ersten Blick wenig relevant erscheinen, darf aber meines Erachtens nicht un- berücksichtigt bleiben: Die italienischen Politiker, die aufgrund ihres im Ri- sorgimento und im Postrisorgimento verankerten kulturellen Hintergrunds dazu tendierten, das Nationalitätsprinzip ihren Bedürfnissen und Interessen unterzuordnen – dieses aber nie gänzlich ablehnten – blickten voller Verwun- derung auf die Amtskollegen anderer Siegermächte, die Österreich mit einer gewissen Unverfrorenheit eine Unabhängigkeitslösung aufzwingen wollten, mit der Millionen Österreicher nicht einverstanden waren. In weiterer Folge wurde die bei der Friedenskonferenz etablierte Ordnung – wobei die öster- reichische Unabhängigkeit an das strengste Anschlussverbot gekoppelt war – von der italienischen Führungsschicht nur unter Vorbehalt akzeptiert. Die Anhänger der „Nationalitätenpolitik“ betrachteten diese Ordnung eher als das kleinere Übel, das indirekt die befürchtete Entstehung einer Donaufö- deration, bestehend aus den meisten Teilen des kürzlich zerfallenen Reiches, verhindern konnte. Andere hingegen, unter ihnen Sidney Sonnino, sahen ge- wisse Vorteile darin und hielten diese neue Regelung für ein geeignetes Mit- tel, um die Bildung einer an Italien angrenzenden großen deutschen Nation zu vermeiden. Doch jeder betrachtete die Pariser Ordnung als Ausdruck des Willens anderer. Man fühlte sich deswegen nur zum Teil zu deren Erhaltung verpflichtet. Zudem herrschte die Meinung vor, dass es nicht Aufgabe der italienischen Politik sei, Österreich und Deutschland gezwungenermaßen getrennt zu halten, da dabei die Gefahr bestand, die Ziele Italiens aus den Augen zu verlieren.
zurück zum  Buch Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert"
Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die schwierige Versöhnung