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Nach 1918
Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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27 Die italienische Führungsschicht und die Entstehung der österreichischen Republik Seit 1914/15 hatten bereits manche Persönlichkeiten, die in den dem demo- kratischen Interventionismus nahen Kreisen tätig waren, ihre Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass der Weltkrieg zu einer umfassenden Änderung der internationalen Ordnung, zu einem Zusammenbruch der autokratischen Regime und zu einem flächendeckenden Demokratisierungsprozess führen würde. Vor allem würde der Krieg die Völker der Habsburgermonarchie von der von Mazzini sogenannten „Gefangenschaft“ befreien und die Emanzi- pation der „unterdrückten Nationalitäten“ fördern. Blieben die Befürworter der Delenda Austria fast für die gesamte Dauer des Konflikts zunächst nur am Rande der italienischen politischen Landschaft ohne die Unterstützung von wichtigen Vertretern der Führungsklassen und der Öffentlichkeit, so änderte sich die Situation Ende 1917 nach der Niederlage von Caporetto drastisch. Als es notwendig wurde, die Gefahr einer Niederlage abzuwenden und das ursprüngliche Kriegsprogramm an die neuen international aufkeimenden Orientierungen und insbesondere an die Wilsons´che New diplomacy anzu- passen, so erfreute sich die Nationalitätenpolitik plötzlich großer Beliebtheit. Es bildete sich ein breites und heterogenes politisches Lager, das radikale In- tellektuelle, nationalistische Vertreter, Elemente aus dem Heer und aus der Diplomatie umfasste und dessen Triebkraft die bekannteste Zeitung jener Zeit war, und zwar der „Corriere della Sera“ unter der Leitung von Luigi Al- bertini. Dieser Kreis konnte übrigens auch mit der Unterstützung des Regie- rungsministers ohne Portefeuille Leonida Bissolati rechnen und, wenn auch nur in geringerem Ausmaß, auf die Unschlüssigkeit und Ambiguitäten des neuen Ministerpräsidenten Vittorio Emanuele Orlando bauen9. 9 Zur Nationalitätenpolitik ist im Laufe der Zeit eine umfassende Literatur erschienen: Angelo Tamborra, L’idea di nazionalità e la guerra 1914–1918, in: Atti del XLI Congresso di storia del Risorgimento italiano (Roma 1963); Leo Valiani, La dissoluzione dell’Austria Ungheria (Milano 1966); Roberto Vivarelli, Il dopoguerra in Italia e l’avvento del fascis- mo (Napoli 1967); Ottavio Barié, Luigi Albertini, Il „Corriere della Sera“ e la „politica delle nazionalità“, (1917–1919), in: Storia e Politica, 8/1 (1969) 43–87; Luciano Tosi, La propaganda all’estero nella prima guerra mondiale (Pordenone 1977); Luciano Monzali, Albertini, la gu- erra mondiale e la crisi del dopoguerra, in: Luigi Albertini, I giorni di un liberale. Diari 1907–1925, hrsg. von Luciano Monzali (Bologna 2000) 155–171; Mark Cornwall, The Un- dermining of Austria-Hungary. The Battle for Hearts and Minds (London–New York 2000) 112–173; Massimo Bucarelli, Mussolini, la questione adriatica e il fallimento dell’interven- tismo democratico, in: Nuova Rivista Storica 95/1 (2011) 137–205. Die wichtigste Quelle ist allerdings das persönliche Zeugnis, das etliche Hauptmitglieder dieser Bewegung ablegten: Luigi Albertini, Epistolario 1911–1926, 4 Bde., hrsg. von Ottavio Barié (Milano 1968); Gae- tano Salvemini, Carteggio, 8 Bde., hrsg. von Sergio Bucchi, Enzo Tagliacozzo und Michele Affinto (Roma–Manduria 1984–2007); Amendola, Carteggio.
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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