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Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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35 Die italienische Führungsschicht und die Entstehung der österreichischen Republik trag die Verpflichtung enthalten solle, die Unabhängigkeit und Integrität Österreichs als unabdingbare Voraussetzungen festzulegen. Dies hatte erhebli- che Folgen, denn es bedeutete, dass sowohl ein erzwungener „Anschluss“ Österreichs an Deutschland als auch eine von den Österreichern selbst ge- wollte Union verboten waren. Deswegen stieß dieser Vorschlag anfangs auf Wilsons Widerstand. Der amerikanische Präsident stellte nämlich fest, dass der Begriff unabdingbar in Wiederspruch zum Völkerrecht stehe. Nach einigen Überlegungen fand Wilson jedoch eine Formel, die sein Gewissen beruhig- te. Daraufhin wurde beschlossen, dass es ausschließlich Aufgabe des Völ- kerbundrats war, in Zukunft über die Unabdingbarkeit der österreichischen Unabhängigkeit zu entscheiden (eine sehr abstrakte Idee, da Beschlüsse vom Völkerbundrat nur einstimmig gefasst werden konnten)21. Um jeden Zweifel auszuräumen, hielten die Vertreter der Siegermächte in den darauffolgenden Tagen fest, dass die österreichisch-deutsche Grenze so wie vor dem Krieg be- stehen bleibe22; in diesem Sinne wurden auch die Wiener Behörden Ende Mai 1919 angewiesen, die offizielle Bezeichnung „Deutschösterreich“ in „Öster- reich“ zu ändern (Wilson schlug „Neuer Staat Österreich“ vor)23. Da die italienische Delegation nach Paris zurückkehren musste, um die Abgabe der Friedensbedingungen an die deutsche Delegation nicht zu versäumen und nicht von der Entente ausgeschlossen zu werden, unter- schrieb sie in aller Eile die in ihrer Abwesenheit getroffenen Beschlüsse. Die Mitglieder der italienischen Delegation sprachen darüber hinter verschlosse- nen Türen und drückten ihre Enttäuschung aus. Als Sonnino mit Bedauern feststellen musste, dass die Engländer und die Amerikaner zusammen mit den Franzosen einen Vertrag abgeschlossen hätten, der de facto die rheinische Grenze sicherte, ohne die Zustimmung Italiens einzuholen, behauptete er: Wir müssen uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern; wir wollen keine Verpflichtungen […] lieber allein als in schlechter Gesellschaft. Als der italienische 21 Sitzungsprotokoll des Rates der Vier, 2. Mai 1919, in: Papers Relating to the Foreign Relations of the United States. The Paris Peace Conference, 13 Bde. (Washington 1942–1947) V 421; Les délibérations du Conseil des Quatre (24 mars–28 juin 1919). Notes de l’officier in- terprète Paul Mantoux, 2 Bde. (Paris 1955) I 461–464. 22 Protokoll der Sitzung zwischen Wilson, Lloyd George und Clemenceau, 6. Mai 1919, FRUS, PPC, V 476 f.; Les délibérations du Conseil des Quatre, I 494. 23 Sitzungsprotokoll des Rates der Vier, 26. Mai 1919, FRUS, PPC, VI 45 f.; Les délibérati- ons du Conseil des Quatre, II 215 ff.
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
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