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Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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65 Alcide De Gasperi und die österreichische Politik vom Reich bis zum „Anschluss“ tout nichts sagt. […] Nur manchmal, wenn aus dem Sumpf ein lauterer Ruf kommt, hebt er ganz langsam sein Antlitz, das einer Sphinx gleicht, und es scheint als wolle er sagen: Ah, und was, wenn Frösche Zähne hätten?! De Gasperi fragte sich also, warum das Parlament stagnierte: In Wirklichkeit hätten die Diskussionen außerhalb der Kammer auf den Korridoren statt- gefunden; hier hätten sich die Minister und die Abgeordneten in kleinen Gruppen zusammengefunden, diskutiert, Einigungen erzielt und über das Schicksal des Staates entschieden. Auch die Italiener hätten etwas zu sagen gehabt, sie hätten ihren Schrei der Verbitterung verlauten lassen wollen, aber die Möglichkeit, das Wort zu ergreifen, sei in weiter Ferne. Werft euren elenden Namen zu den anderen hundert deutschen kroatischen, polnischen, slowenischen, tschechischen, ruthenischen, serbischen, rumänischen Namen … Dann wird sich das Rad der Urne drehen und wer Glück hat, ist dran. Wer als Zehnter oder Zwölfter an der Reihe gewesen wäre, hätte sehr wahrscheinlich nicht sprechen kön- nen, denn auf Wunsch der Mehrheit wurde die Diskussion geschlossen. Die- ses fatale Rad […] symbolisiert so gut das Schicksal unserer zwischen den Nationen hin und her geworfenen Vertreter, die das Beste an sich reißen und die anderen in den Halbschatten der Enterbten jagen. Letzteren bliebe nichts anderes übrig, als sich in den eigenen Klub und die Ausschüsse zurückzuziehen und zu versuchen, allein jene Ergebnisse zu erzielen, die die parlamentarische Gemeinschaft ih- nen verweigerte zu vetreten. Der Artikel endet mit der Anprangerung der Rückständigkeit und Langsamkeit der kaiserlichen Staatsverwaltung67. Der Reichsrat wurde auf Mitte März 1914 vertagt, dann aber von Mi- nisterpräsident Stürgkh nicht mehr einberufen. Regiert wurde ausschließ- lich per Notverordnungen. Das war das Zeichen des kompletten Zusammen- bruchs der parlamentarischen Institution. Die Vertagung des Reichsrats auf einen unbestimmten Zeitpunkt bedeutete das Ende der ersten Phase der par- lamentarischen Tätigkeit De Gasperis in Wien. Nach dem Tod Franz Josephs im November 1916 berief der neue Kaiser Karl I. das Parlament für den 30. Mai 1917 wieder ein, nachdem es mehr als drei Jahre geschlossen gewesen war. Wenn man dem Parlament noch eine Ge- legenheit einräumen wollte, gab es Grund zur Eile: Die Abgeordnetenmanda- 67 Alcide De Gasperi, La palude (Elegia di un esiliato), in: Il Trentino (21. März 1912); auch in: Ders., Scritti e discorsi politici, Bd. I/2 1411 ff. (Übers. d. Verf.)
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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