Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Medizin
Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Seite - 112 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 112 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1

Bild der Seite - 112 -

Bild der Seite - 112 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1

Text der Seite - 112 -

112 Kommentare der Allgemeinheit gefährlich werden konnten. Wenige Jahre später, 1784, kam es bereits zum Verkauf der Räumlichkeiten, da die Bruderhaus- mit der Gebethausstiftung vereinigt wurde und die „Bruderhäusler“ in das Bürgerspital umzogen17. Als jüngste Versorgungseinrichtung gilt in der Laufener Stadtgeschichte das Bürger- spital, das im Jahr 1618 durch bedeutende Spenden betuchter Bürger und Amtsträger (Bürgermeister, Pflegsverwalter, Pfarrer) ins Leben gerufen werden konnte. Acht verarmte Bürger durften sich gegen eine geringe Summe einkaufen, erhielten im Haus Unterkunft und Kost, aber auch Pflege im Krankheitsfall. Waren die Aufnahmekapazitäten in dieser Anstalt durch die schon etablierten Einrichtungen deutlich beschränkt, so fand sich den- noch ein dreigeschossiges Gebäude (durch die Hochwasserregulierung Anfang der 1920er Jahre musste das Niveau angehoben werden, so dass aus dem ursprünglichen Erdgeschoss das Souterrain wurde)18, das den städtischen Raum und einen Teil des Stadtbildes ge- gen die Salzach hin im Nordwesten der Stadt (Gordian-Guckh-Straße 1) zu prägen ver- mochte19. Das Haus verfügte im Erdgeschoss über drei Kammern, eine große Stube, eine Heiz- und eine Kochküche sowie eine kleine Kammer, im Obergeschoss befanden sich fünf weitere Kammern. Um das Zusammenleben von Köchin, Magd und den Insassen zu regeln, verfasste Pfarrer Matthäus Schroff noch im Gründungsjahr die edierten Statuten (Edition Nr. 27, S. 555f.)20. Von zwölf Paragraphen normierten – wenig verwunderlich – sieben das Verhalten als Christ und als Mitmensch im alltäglichen Zusammenleben. Neben der bürgerlichen Abstammung wurden auch das Bekenntnis zur katholischen Re- ligion und die tatsächliche Bedürftigkeit überprüft. Wer sein Vermögen verprasst und verschwendet hatte, fand dabei keine Gnade vor den Argusaugen der weltlichen und geistlichen Obrigkeit, „damit den ubelhausenten burgern die thür zum ü[b]el hausen nit gar so liederlich geöffnet werde“ (Paragraph 2)21. Die täglichen Gebetsdienste sahen ne- ben der Messe in der Pfarrkirche und den Gebeten zu Mittag überdies allabendlich fünf Vater Unser, fünf Ave Maria und das Glaubensbekenntnis vor, sofern die Hausbewohner nicht strafweise auf ihr Essen verzichten musstenn. Weiters erwartete der Rat von der Insassen Friedfertigkeit und Gottesfürchtigkeit, außerdem durften sie sich gegen ire ge- ordnete obherrn […] nit aufleünen (Paragraph 6). Dankbarkeit gegenüber dem Dies- und Jenseits waren weitere wesentliche Punkte, ebenso die vorgeschriebenen Beichttermine. Wer Aufnahme ins Bürgerspital begehrte, hatte böthgewandt, schüssl und thäller mitzu- bringen. Beim Tod fiel die verbliebene Habe und ein eventuelles kleines Vermögen an die Spitalverwaltung, doch dafür sorgte sich die Leitung zumindest um ein würdiges Begräbnis (Paragraph 8). Um die frühneuzeitliche Ordnung zu demonstrieren und den Normen zum Durchbruch zu verhelfen, waren die Essenszeiten penibel geregelt (welcher spitaller zu solcher zeit nit erscheint, deme solle man weiter zugeben nichts schuldig sein) und die Hausöffnungs- sowie Ausgangszeiten genau festgelegt (Paragraphen 10 und 11). Da allerdings nach der abendlichen Sperre die beiden Hausschlüssel „tauglichen Spitalern“ seitens des Hospitalmeisters überantwortet wurden, dürften Missbrauch und Bestechung bereits vorprogrammiert und die Türen damit mehr oder minder durchlässig gewesen sein. Der letzte Punkt bestimmte noch die Aufstellung eines Opferstocks für Almosen 17 Paur, Laufen 148; Roth, Soziale Einrichtungen 501. 18 Schmidbauer, Schlosser-Huber-Haus 77. 19 Ebd. 65f.; Weiss, Unglück 197. 20 StA Laufen Az 8625, Laufen, sine dato [1618]; Roth, Soziale Einrichtungen 502. 21 Gentner, Stadt Laufen 231.
zurück zum  Buch Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1"
Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Spital als Lebensform