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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Seite - 180 -
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Seite - 180 - in Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1

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180 Kommentare Das Leben der Insassen wurde wie auch an an- deren Orten mittels einer Spitalordnung gere- gelt. Ob tatsächlich im Jahr 1700 eine derartige Norm erlassen wurde, lässt sich gegenwärtig nicht eindeutig klären, da dieses Instrument in der Literatur Kardinal Graf Kollonitz zu- geschrieben wird, obwohl er diese höchste kirchliche Würde erst 27 Jahre später erwerben konnte9. Unabhängig von dieser Beckmesserei ähneln einander die in der Literatur auffindbare Ordnung und jene im Archiv liegende10 in auf- fälliger Weise. Zeitlich parallel zur Errichtung der Klosteranlage ließ Kardinal Kollonitz auch das Spital neu bauen und den Piaristen übergeben. Die Statuten des Jahres 1743 (Edition Nr. 54, S. 662–665) legten fest, dass künftig zehn arme Untertanen oder Bedienstete – je fünf weiblichen und fünf männlichen Geschlechts – im Haus wohnen durften und als Gegengabe die tägliche heilige Messe zu besuchen, die intensiven Gebetsleistungen (Rosenkranz, Litanei) abzudienen und an den Feiertagen zu beichten sowie zu kommuni- zieren hatten. Friede, Sauberkeit und Versorgung im Krankheitsfall sollten gewährleistet sein; außerdem bestimmte die Herrschaft eine Person aus der Gemeinschaft zum Hospi- talmeister, um damit von Innen aus die Kontrolle über die Mitinsassen auszuüben11. Von besonderer Bedeutung war neben dem gemeinsamen Zusammenleben noch die Identität stiftende Kleidung von blauer Farbe, welche die Spitaler verpflichtend zu tragen hatten. Diese stigmatisierte nicht nur, sondern führte der Öffentlichkeit auch die Wohltätigkeit der Herrschaft vor Augen und die Zugehörigkeit zum herrschaftlichen Verband. Das Ge- wand wurde alle zwei Jahre erneuert, um sicherzustellen, dass das feudale Ansehen keinen Schaden nahm12. Die 25 Punkte umfassende Ordnung widmete sich in immerhin 17 Paragraphen dem eigentlichen Lebensinhalt der Hausbewohner – neben den den Tag gestaltenden Gebe- ten – dem Essen. Die Abgabe der unterschiedlichen Nahrungsmittel erfolgte in Deputa- ten und zwar sieben Pfund Brot am Samstag, 1½ lb. Fleisch von einem Fleischhacker in Gleisdorf, zu den Feiertagen ½ lb. Kalbfleisch, ein weißer Laib Brot zu fünf Pfund, ein Viertel Mehl und ein Seidel Wein. In der Fastenzeit sollten sie statt des Fleisches Fisch essen. Weitere Deputate betrafen Essig, Salz (ein Fuder), Gewürze, Kraut und Rüben, Schmalz und Speck, Leinöl, Waizen, „Haiden“, braunes Mehl, Feldbohnen, Hirse, Grieß, Erbsen oder Linsen, zu Ostern eine Schweineschulter etc. Wichtig waren ferner noch 9 Arnfelser, Gleisdorf 75–78. 10 StLA, RuK, Sach 127 I, K. 400, fol. 160r–164v, 1743 April 17/1751 September 26 (Abschrift). 11 Ebd. Punkte 1–4. 12 Ebd. Punkt 5; Weiss, Hund 192; Hausmann, Kirche Mariä Reinigung 248. Abb. 22: Gleisdorf; Spital für „verarmte Untertanen“ 1745 errichtet von der Herrschaft Freiberg, ab 1826 Amtshaus der Herrschaft Freiberg. An der Westfassade das Wappen des Stifters und Kardinals Sigismund Graf von Kollonitsch (Foto: Alfred Stefan Weiß, 2013).
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
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