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Vor 1918
Österreichs Staatsidee
Seite - 81 -
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Seite - 81 - in Österreichs Staatsidee

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Text der Seite - 81 -

81 Kenntniß zu nehmen pflegten. Diese Thatsache ist allen deutschen Geschichtsforschern wohl eben so gut, wie mir selbst bekannt; und sollte sie ja noch von Jemanden in Zweifel gezogen werden, so bin ich erbietig, sie seiner Zeit bis zur Evidenz sicher zu stellen. Selbst bei der vollen Annahme, daß die böhmische Krone jemals im Lehensverbande zu Deutschland gestanden (was übrigens von böhmischen Publicisten von jeher bestritten wird), kann es keinem Oeschichtslundigen einfallen, die ehemalige Souverainitiit und Autonomie Böhmes nach Innen in Zweifel zu ziehen. Alle Welt weiß es, daß die deutschen Kaiser, als solche, mit dem böhmi- schen Volle von jeher nicht das Mindeste zu thun und zu schaffen gehabt haben; daß ihnen in und über Böhmen weder die gesetz- gebende, noch die richterliche oder vollziehende Gewalt zukam; daß sie weder Truppen noch irgend Regalien aus dem Lande jemals zu beziehen hatten; daß Böhmen mit seinen Kronländern zu keinem der ehemaligen zehn deutschen Kreise gezählt wurde, die Competenz des Reichskammcrgerichts sich niemals über dasselbe erstreckte usw.; daß somit die ganze bisherige Verbindung Böhmens mit Deutsch- land als ein Verhältniß, nicht von Volk zu Voll, sondern nur von Herrscher zu Herrscher aufgefaßt und angesehen werden muß. For- dert man aber, daß über den bisherigen Fürstenbund hinaus nun- mehr das Volk von Böhmen selbst mit dem deutschen Volke sich verbinde, so ist das eine wenigstens neue und jeder historischen Rechts-Basis ermangelnde Zumuthung, der ich für meine Person mich nicht berechtigt fühle, Folge zu geben, so lange ich dazu lein ausdrückliches und vollgiltiges Mandat erhalte. Der zweite Grund, der mir verbietet, an Ihren Berathungen Thell zu nehmen, ist der Umstand, daß nach Allem, was über Ihre Zwecke und Ansichten bisher öffentlich verlautet hat, Sie nothwendiger Weise darauf ausgehen wollen und werden, Öster- reich als felbststündigen Kaiserstaat unheilbar zu schwächen, ja ihn unmöglich zu machen, — einen Staat, dessen Erhaltung, Inte- grität und Kräftigung eine hohe und wichtige Angelegenheit nicht meines Volkes allein, sondern ganz Europa's, ja der Humanität und Civilisation selbst ist und sein muß. Schenken Sie mir auch darüber ein kurzes und geneigtes Gehör. Pal» clh: Österreich'« Staatsidee. 6
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Österreichs Staatsidee
Titel
Österreichs Staatsidee
Autor
Franz Palacký
Verlag
I. L. Kober Verlag
Ort
Prag
Datum
1866
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
14.7 x 21.5 cm
Seiten
110
Kategorien
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